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Grosse Brennnessel (Urtica dioica)

Familie: Brennnesselgewächse (Urticaceae), Gattung: Brennnesseln (Urtica)

essbare Wildpflanzen Wildkräuter Urticaceae Urtica dioica Grosse Brennnessel Bestimmungsmerkmale Eigenschaften Erkennung Nutzung Illustration

Quelle: bearbeitet aus Wikipedia (Public Domain

Blätter: dunkelgrün, kreuzgegenständig, herzförmig-zugespitzt, grob gesägt, mit Brennhaaren, verzweigte Blattnerven (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)

Stängel: meist 4-kantig, mit Brennhaaren, aufrecht, unverzweigt

 

Blüten: zweihäusig, Blütenstände in abstehenden bis hängenden Rispen aus den Blattachseln, Einzelblüten unscheinbar, blüht ab ca. Juni (siehe genereller Aufbau von Blüten)

  • männliche Blüten: mit 4 Staubblätter, Staubfäden beige und nach innen gebogen, Staubbeutel weiss. Blütenstand meist abstehend. Sie platzen bei Reife an sonnigen Tagen durch den Aufbau eines Druckes in den Zellen. Damit wird der Pollen herausgeschleudert.

  • weibliche Blüten: ein oberständiges Fruchtblatt mit weisser, pinselartig verzweigter Narbe, Blütenstand meist hängend

Früchte: grüne, eiförmige Nussfrucht (Typ Achäne)

Vorkommen allgemein: nährstoffreiche, feuchte bis wechselfeuchte, halbschattige Standorte

typische Standorte: Wegränder, Waldränder, Strassenränder, unter Hecken oder Bäumen von überdüngten Wiesen, Ufer, Auenwälder

Giftigkeit: alle Pflanzenteile ungiftig

gefährliche Verwechslungen: keine :-)

Inhaltsstoffe: Proteine, Vitamin C, Calcium, Magnesium, Öle (in den Samen)

 

Wirkungen: abführend, harntreibend

Quellen recht oben: von Glenn at da.wikipedia, CC BY-SA 3.0: links unten: CC BY-SA 3.0; männliche Blüten: zusammengesetzt aus Wikipedia: Niepokój Zbigniew - Own work, CC BY-SA 4.0, James Lindsey at Ecology of Commanster, CC BY-SA 3.0 und Eimar Kull - Eesti Looduse fotovõistlus 2020, CC BY-SA 4.0; weibliche Blüten: zusammengesetzt aus Wikipedia: Andrey Zharkikh from Salt Lake City, USA - 2016.08.20_12.10.55_IMG_7869, CC BY 2.0, AnemoneProjectors (talk) - Flickr: Common Nettle (Urtica dioica), CC BY-SA 2.0 und Stanzilla - Own work, CC BY-SA 4.0; zusammengesetzt aus Wikipedia: Sylveno - Own work, CC BY-SA 3.0, Frank Vincentz - Own work, CC BY-SA 3.0 und Pancrat - Own work, CC BY-SA 3.0

Die Grosse Brennnessel ist der absolute Superklassiker unter den essbaren Wildpflanzen. An feuchten, nährstoffreichen Standorten ist sie in der Regel in grossen Mengen auffindbar. Die Pflanze tritt horstartig auf, d.h. die einzelnen Stängel sind unterirdisch durch ein Rhizom miteinander verbunden.

 

Die Pflanzenteile können vielfältig genutzt werden. Die Pflanze weist nicht nur hohe Werte an Calcium, Magnesium und Vitamin C auf, sondern liefert durch den hohen Proteingehalt auch noch nahrhafte Energie. Der Eisengehalt scheint jedoch nicht so hoch zu sein, wie immer wieder behauptet wird.

 

Verwechslungen mit giftigen Pflanzen sind nahezu unmöglich. Der einzige Haken liegt wortwörtlich bei den Brennhaaren: Wird bei der Berührung ihr Spitz abgebrochen, entsteht ein Stachel, der Histamin in die Haut injiziert, was Schwellungen und Rötungen verursacht. Um dies zu verhindern gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Da die Brennhaare am Stängel immer leicht nach oben bzw. an den Blättern nach aussen geneigt sind, können diese einfach und schmerzlos abgeknickt werden indem die Pflanze mehrmals von unten nach oben abgestreift wird. Die Pflanzenteile können danach problemlos roh verzehrt werden.

  • Die Brennnesseln können auch mit Handschuhen gesammelt werden. Das anschliessende Kochen, ein starker Wasserstrahl beim Waschen oder das Abrollen mit einem Wallholz machen die Brennhaare ebenfalls unschädlich.

Verwendung

junge Blätter: Diese eignen sich gut für einen Tee, Wildgemüse (Spinat), Pesto oder Suppe. Feingehackt als Beigabe verleihen die Brennnesselblätter den Gerichten meist eine typische dunkelgrüne Färbung. Entsprechend zubereitet können die Blätter auch roh als Salat oder Salatbeigabe verzehrt werden.

 

Blütenstände: sowohl Blütenknospen, als auch reife Blüten können als Gewürz oder für einen Tee verwendet werden

 

Früchte: Die Samen der Früchte sind ölreich und können als Beigabe zu diversen Gerichten verwendet werden. Ab ca. August können die unreifen Früchte gesammelt und direkt verzehrt werden. Die Fruchtstände werden dazu von unten nach oben abgestreift (evtl. vorher Blätter entfernen). Im Herbst werden dann die reifen Früchte geerntet. Achtung: Die Fruchtstände sind rasch mit den beigen Blütenständen der männlichen Pflanzen zu verwechseln!

 

Rhizom: Die beste Zeit um die Rhizome zu ernten, ist von Herbst bis Frühling, weil diese dann am nahrhaftesten sind. Im Spätherbst / Frühwinter können die entsprechenden Standorte gut durch die ausgestorbenen, oberirdischen Pflanzenteile erkannt werden. Aus zu harten Rhizomen kann ein Streckmehl hergestellt werden (Rhizom zerkleinern, trocknen und anschliessend vermahlen)

Bastfasern: Die Fasern des Phloems (Bast) wurden bis ins 18. Jahrhundert zur Herstellung von Seilen und Textilien genutzt.

mögliche Verwechslungen

Kleine Brennnessel (Urtica urens) - ungiftig / essbar, ähnliche Verwendung

 

Gemeinsamkeiten (u.a.)

  • Pflanze mit Brennhaaren

  • Gattung Brennnesseln (Urtica)

 

Unterschiede

  • Blätter deutlich kleiner (1-4 cm), eiförmig (Blattgrund meist nicht herzförmig), OS glänzend, kein längerer Endzahn

  • einjährige Pflanze

  • kein Horst, sondern Einzelpflanzen

  • Vorkommen auf Äckern und Ruderalflächen, selten!

Urticaceae Urtica urens (kleine Brennnessel) Unterschied Verwechslung Urtica dioica (Grosse Brennnessel)

Quelle: bearbeitet aus Wikipedia: CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=98945850

 

Arten der Gattung Taubnessel (Lamium) - ungiftig / essbar

 

Gemeinsamkeiten (u.a.)

  • je nach Art ebenfalls herzförmig-zugespitzte Blätter

  • Blätter kreuzgegenständig angeordnet

  • Stängel unverzweigt und 4-kantig

 

Unterschiede

  • fehlende Brennhaare

  • Blüten in Scheinquirlen aus den Blattachseln, Lippenblüten

  • gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae)

Lamiaceae Lamium (Taubnesseln) Unterschied Urtica_dioica (Grosse Brennnessel)

Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=113297576

und https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=112951251

 

Wald-Ziest (Stachys sylvatica) - ungiftig / essbar

 

Gemeinsamkeiten (u.a.)

  • herzförmig-zugespitzte Blätter

  • Blätter kreuzgegenständig angeordnet

  • Stängel unverzweigt und 4-kantig

  • ähnliche Standorte

 

Unterschiede

  • fehlende Brennhaare, dafür kuschelig-weiche Behaarung

  • Blätter oft lang gestielt, Blattstiel u-förmig

  • Blüten in endständiger Ähre, in Scheinquirlen angeordnet, Lippenblüten

  • gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae)

Lamiaceae Stachys sylvatica (Wald-Ziest) Unterschied / Verwechslung Urtica dioica (Grosse Brennnessel)

Quelle: bearbeitet aus CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=66393718

 

Quellen

Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. durchgelesene Auflage 2021, ISBN 987-3-8047-4200-0 (E-Book)

 

Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke (2004) – Grüne Apotheke, das Standartwerk zur Pflanzenheilkunde, 3. Auflage 2021, ISBN 978-3-8338-4541-3

Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
 

Johannes Vogel (2017) - Pflanzliche Notnahrung, Survivalwissen für Extremsituationen, 2. Auflage 2017, ISBN 978-3-613-50763-0

 

Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6

 

Manuel Larbig (2021) – Mein Wildkräuter-Guide, Von Rauke, Rapunzel und anderen schmackhaften Entdeckungen am Wegesrand, ISBN 978-3-641-26980-7

Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2

Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.

 

Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.

https://de.wikipedia.org/wiki/Grosse_Brennnessel

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