Bärlauch (Allium ursinum)
Familie: Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae), Gattung: Lauch (Allium)
Quelle: bearbeitet aus Wikipedia (Public Domain
Blätter: eilanzettlich-spitz, ganzrandig, Blattspreite am Grund rasch ausdünnend, parallele Blattnerven, deutliche Mittelscheitel die unten hervortritt (knackt beim Brechen), OS glänzend, US hellgrün-matt (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)
Blattanordnung: Grundrosette à meist zwei Blättern (1-3), lange 3-kantige Blattstiele die unterirdisch aus einer länglichen Zwiebel abzweigen und einzeln aus dem Boden austreten
Blüten: aus separatem, meist 3-kantigem Blütenstiel, in endständiger Dolde angeordnet
6 freie weisse und lanzettliche Perigonblätter, 6 Staubblätter, oberständiger Fruchtknoten und Griffel aus 3 zusammengewachsenen Fruchtblättern (siehe genereller Aufbau von Blüten)
Die Blüte wird vor dem Aufblühen durch ein Hüllblatt geschützt, dieses kann bis zum Ende der Blütenzeit am Stängel verbleiben.
Früchte: pro Blüte eine braune (unreif grüne) Kapselfrucht aus meist 6 schwarzen Samen
Vorkommen allgemein: feuchte, schattige, kalkhaltige Standorte
typische Standorte: feuchte Laubwälder, Auenwälder, unter Gebüschen oder Hecken, an schattigen Ufern
Giftigkeit: alle Pflanzenteile ungiftig
gefährliche Verwechslungen: Maiglöckchen, Herbstzeitlosen (tödlich!), Aronstab
Inhaltsstoffe: Alliin, Dieses wird bei Verletzung (z.B. Verzehr, Schneiden, Verreiben) zu Allicin umgebaut, welches den typischen Knoblauchgeruch verursacht. Inhaltsstoffe werden beim Trocknen zersetzt (mehr über sekundäre Pflanzenstoffe).
Wirkungen: appetitanregend, verdauungsfördernd, blutdruck- und cholesterinsenkend (dafür aber hohe Dosen nötig!), lokal antibiotisch
medizinische Wirkungen sind beim Knoblauch (Allium sativum) deutlich stärker ausgeprägt.
Quellen rechts oben: CC BY-SA 3.0 (Wikipedia); Blüte: Emma and Ben, CC BY 4.0 (Wikipedia), Blütenknospe: Agnes Monkelbaan, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia); unreife und reife Früchte: AnRo0002, CC0 (Wikipedia)
Der Bärlauch ist unter den essbaren Wildkräutern der Beststeller des Frühlings. An entsprechenden Standorten tritt er dann meist in nahezu unendlicher Fülle auf. Der knoblauchartige Duft streift dabei nicht nur durch die Wälder, sondern wird auch in der Küche sehr geschätzt.
Der Austrieb der Blätter beginnt meist im März, d.h. viele Wochen vor dem Laubaustrieb. Dies ermöglicht es dem Bärlauch, an seinen ansonsten schattigen Standorten, möglichst viel Licht für die Zuckerproduktion einzufangen. Beim Ergrünen der Bäume hat er bereits so viel produziert um den Rest des Jahres autark zu überleben. Nun erfolgt im April/Mai erst die Blüte und anschliessend die Fruchtreife. Im Frühsommer werden dann die wichtigen Inhaltsstoffe in die unterirdische Zwiebel eingelagert und die oberirdischen Teile verwelken, ehe die Pflanze im nächsten Frühjahr wieder austreibt. Pflanzen mit dieser Überlebensstrategie werden «Frühjahrs-Geophyten» genannt.
Um eine Verwechslung mit dem giftigen Maiglöckchen, bzw. Herbstzeitlosen oder auch dem Aronstab zu vermeiden, muss die Pflanze anhand seiner optischen Merkmale und nicht nach seinem Geruch beurteilt werden! Nach der Berührung mit Bärlauch bleibt dessen Geruch noch eine Weile an den Händen kleben. Wenn du später mit den duftenden Händen an einem Blatt des Maiglöckchens oder eines Herbstzeitlosen schnupperst, ist der Knoblauchgeruch immer noch präsent. Dies kann sich vor allem darum fatal auswirken, weil sich deren Lebensräume teilweise überschneiden.
Verwendung
Blätter: können roh als Salat, oder feingehackt als Gewürz (wichtig: frischer Zustand) verwendet werden. Ein Klassiker ist auch das Bärlauch-Pesto.
Während der Blüte wird der Geschmack der Blätter etwas eigenartig, was von vielen Leuten nicht mehr so geschätzt wird. Entgegen dem Volksmythos bleibt aber die ganze Pflanze ungiftig.
Blüten: Die Blütenknospen geben einen leckeren Snack oder können als Gemüse leicht angedünstet werden. Beliebt sind auch falsche Kapern (in Essig eingelegt). Die reifen Blüten geben ein schmackhaftes und scharfes Gewürz für diverse Gerichte.
Früchte: Die noch unreifen grünen Früchte können als Gewürz/Beigabe roh verwendet werden. Reife oder nahezu reife Samen (mit brauner, meist geöffneter Fruchtschale) können unverarbeitet nicht mehr roh verzerrt werden (zu hart). Vermahlen geben sie aber ein schmackhaftes, pfefferartiges Gewürz. Zum Ernten der Samen werden die Fruchtstände gesammelt und anschliessend über einem Behälter getrocknet. Die Samen fallen dabei innert ein paar Tagen von selbst heraus und können am Boden des Behälters gesammelt werden.
Zwiebeln: Diese können das ganze Jahr über gesammelt werden, sind aber vom Sommer bis zum Austrieb im Frühling am ergiebigsten, weil dann dort die Inhaltsstoffe für die lange Ruhephase eingelagert sind. Allerdings Verwelken die oberirdischen Pflanzenteile sehr rasch und deshalb sind die Standorte oft nicht mehr erkennbar.
mögliche Verwechslungen
Maiglöckchen (Convallaria majalis) - giftig! u.a. durch diverse Herz-Glykoside.
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blattform (bei Maiglöckchen jedoch eher in der Mitte am breitesten)
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Mittelscheitel und Parallelnervatur
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Vorkommen in Wäldern
Unterschiede
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pro Blattstiel zwei umfassende Blätter
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Blatt-Unterseite glänzend
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Mittelscheitel elastisch
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Blüten in traubigem Blütenstand
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Einzelblüten glockenförmig-hängend
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Früchte: rote Beeren
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Vorkommen auf eher schuttigen Standorten
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gehört zur Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae)
entsprechende Präparate werden in der Phytotherapie gegen Herzinsuffizient eingesetzt (keine Selbstexperimente!)
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Tulipasylvestris - Own work, CC0, user:Olegivvit - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 und Bff - Own work, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia)
Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) - sehr giftig! durch das Alkaloid «Colchizin»
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blattform ähnlich
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Parallelnervatur
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kann auch in lichten Wäldern vorkommen
Unterschiede
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drei ineinander verwachsene Blätter, ungestielt
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Blätter deutlich länger (20-40cm) und achsenparallel verdreht
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Blattunterseite glänzend
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Blüten einzeln und mit deutlich grösseren, lila bis rosa Perigonblättern
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blüht im Spätsommer bis Herbst
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als Frucht wird ab Frühling eine hellgrüne Kapsel gebildet, die zwischen den Blättern eingebettet ist
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Vorkommen hauptsächlich auf leicht feuchten Wiesen
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gehört zur Familie der Zeitlosengewächse (Asparagaceae)
Entsprechende Präparate werden in der Phytotherapie gegen Gicht eingesetzt (keine Selbstexperimente!)
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, TeunSpaans und Own work, CC BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia)
(Gefleckter) Aronstab (Arum maculatum) - giftig! u.a. durch diverse Stoffe wie Oxalat, Aroin (ein Saponin), etc.
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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grundständige Rosette
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junge Blätter haben eine ähnliche Form wie beim Bärlauch
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sehr ähnliche Standorte, treten oft zusammen auf
Unterschiede
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Blattnerven verästelt
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Blattgrund pfeilförmig (jüngere Blätter können aber auch teils eiförmig /eilanzettlich sein!)
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Blüte sieht total verschieden aus
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Früchte: rote Beeren in einem ährigen Fruchtstand
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gehört zur Familie der Aronstabgewächse (Araceae)
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, TeunSpaans und Own work, CC BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia)
Seltsamer-/Wunder Lauch (Allium paradoxum) - ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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separater Blütenstängel 3-kantig (jedoch schärfer)
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Vorkommen ebenfalls an schattigen Standorten (bevorzugt jedoch nährstoffreiche Standorte)
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kann ebenfalls massenweise auftreten
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gehört ebenfalls zur Gattung Lauch (Allium)
Unterschiede
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nur ein Blatt pro Pflanze,
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Blattform deutlich lanzettlich
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Blatt gebogen
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Mittelnerv oben hervortretend
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Am Ende des Blütenstiels mehrere gelbgrüne, kugelige Brutblätter, Hüllblätter und davon abzweigende, wenige lang gestielte Blüten
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Blüten weiss, glockenförmig
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Perigonblätter mit feinen grünen Längsstreifen
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Botaurus - Own work - 26 April 2010, Public Domain und Kris1304 A - https://atlas.roslin.pl/plant/8512, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)
Quellen
Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. durchgelesene Auflage 2021, ISBN 987-3-8047-4200-0 (E-Book)
Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke (2004) – Grüne Apotheke, das Standartwerk zur Pflanzenheilkunde, 3. Auflage 2021, ISBN 978-3-8338-4541-3
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
Johannes Vogel (2017) - Pflanzliche Notnahrung, Survivalwissen für Extremsituationen, 2. Auflage 2017, ISBN 978-3-613-50763-0
Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6
Manuel Larbig (2021) – Mein Wildkräuter-Guide, Von Rauke, Rapunzel und anderen schmackhaften Entdeckungen am Wegesrand, ISBN 978-3-641-26980-7
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4