Stiel-Eiche (Quercus robur) und Trauben-Eiche (Quercus Petra)
Familie: Buchengewächse (Fagaceae), Gattung: Eichen (Quercus)
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Wikipedia (Public Domain) und Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)
Blätter: wechselständig, verkehrt-eiförmig, grob gebuchtet (5-7 Lappen) (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)
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Stiel-Eiche: kurz gestielt (<0.7cm), asymmetrische Buchtung, am Grund mit Öhrchen, kahl bis zerstreut behaart (siehe Fotos weiter unten)
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Trauben-Eiche: normal gestielt (1-2.5 cm), symmetrische Buchtung, verschmälernder Blattgrund, Nerven enden nie in einer Bucht, tote Blätter bleiben oft über den Winter am Baum (siehe Fotos weiter unten)
Äste / Stamm: braungrau, netzrissig
Blüten: getrennt-geschlechtlich, einhäusig
männliche Blütenstände: hängend, lange gelblich-grüne Staubblätter
weibliche Blütenstände: an den Triebenden, rote Einzelblüten, unscheinbar
Früchte: braune (unreif grüne) ovaloide Nussfrucht mit einem Samen, am Grund in einem Fruchtbecher (Cupula) eingepackt ("Eichel"). Innerhalb des Samens zwei kalorienreiche Speicherblätter (Speicherkotyledonen).
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Stiel-Eiche: lang gestielt (Name!)
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Trauben-Eiche: sitzend bis kurz gestielt
Vorkommen allgemein: nährstoffarme, halbschattige Standorte
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Stiel-Eiche: Standorte eher wechselfeucht
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Trauben-Eiche: Standorte eher trocken
typische Standorte:
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Stiel-Eiche: Wälder
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Trauben-Eiche: trockene, steinige Hänge
Giftigkeit: alle Pflanzenteile ungiftig (unverarbeitet aber sehr bitter)
gefährliche Verwechslungen: keine :-)
Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Flavonoide, Triterpene (Früchte: Stärke, Eiweiss und Fette)
Wirkungen: Durch den hohen Gerbstoffgehalt Im Mund adstringierend, Tee aus den Blättern wirkt beim Gurgeln im Mund-Rachen, bzw. beim Verzehr im Magen-Darm-Trakt lokal antibakteriell und entzündungshemmend. Bei äusserlicher Anwendung blutstillend.
Ein Bad aus der Rinde kann bei diversen Hautkrankheiten angewendet werden (Achtung Nebenwirkungen!)
Quellen: Blätter: zusammengesetzt und bearbeitet aus Rudolphous - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia) und AnRo0002 - Own work, CC0 (Wikipedia); Borke: AnRo0002 - Own work, CC0 (Wikipedia); männliche Blüte: AnRo0002 - Own work, CC0 (Wikipedia); weibliiche Blüte: Димитър Найденов / Dimìtar Nàydenov - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia);
Wird generell von der «Eiche» gesprochen, dann sind damit die beiden heimischen Arten, d.h. «Stiel-Eiche» und «Trauben-Eiche» gemeint. Die beiden sehen sehr ähnlich aus. Trotzdem gibt es bei näherer Betrachtung ein paar charakteristische Unterschiede (siehe obige Bilder). Manchmal kann ein Exemplar aber auch Eigenschaften von beiden aufweisen, denn Hybride kommen oft vor. Der Name der Stiel-Eiche bezieht sich übrigens auf die Tatsache, dass deren Früchte im Gegensatz zur Trauben-Eiche gestielt sind.
Nachdem die Eiche nach der letzten Eiszeit Mitteleuropa wieder besiedelt hat, war sie über lange Zeit die dominierende Baumart, d.h. die Landschaft war von Eichen-Mischwäldern überzogen. Mit der Ankunft der Rotbuche (die ein paar Tausend Jahre später erfolgte) wurde sie dann aber an den «durchschnittlichen» Standorten zunehmend verdrängt. An etwas extremeren Standorten ist die Eiche aber nach wie vor der Platzhirsch, zumindest gehört sie dort zu den dominierenden Arten. An den Standorten die periodisch überschwemmt werden, wie Auenwälder, aber auch auf trockenen Sandböden ist das Terrain der Stiel-Eiche. Die Trauben-Eiche ist hingegen natürlicherweise vor allem an trockenen, oft auch felsigen Standorten der Mittelgebirge finden. Die tiefe Wurzel macht die Eiche sturmfest und weniger anfällig für Dürren, weshalb sie den Klimawandel viel besser verträgt als andere Baumarten.
Der hohe Gerbstoffgehalt, welcher dem Schutz vor kleineren und grösseren Feinden dient, macht die Eiche nicht nur langlebig (kann bis 1000 Jahre alt werden), sondern führt auch dazu, dass das Holz sehr robust ist (gutes Bauholz). Die Eiche hat aber noch viel mehr zu bieten als langlebiges Holz, nämlich auch nahrhafte Kalorien in ihren Früchten (Eicheln). Diese waren im Mittelalter für die armen Menschen eine wichtige Nahrungsquelle. Dabei wurden sowohl die Eicheln direkt verwertet, sondern auch die Schweine damit gefüttert. Die Eichen wurden dementsprechend in unseren Wäldern stark gefördert und sind dadurch viel häufiger vertreten, als sie es in «freier Wildbahn» wären.
Die kalorienreichen Eicheln sind essbar (nach entsprechender Vorbereitung, siehe weiter unten, auch roh). Verwendet werden dabei die zwei kalorienreichen Speicherblätter innerhalb des Samens. Daraus kann Mehl, Kaffee, gekochtes Gemüse, etc. hergestellt werden. In der Regel ist der Gerbstoff-Gehalt sehr hoch und dementsprechend auch die Samen sehr bitter. Um die Gerbstoffe herauszulösen werden die geschälten Samen deshalb mehrere Tage gewässert. Es gibt aber auch Bäume, dessen Eicheln kaum bitter sind und so auch keiner Wässerung bedürfen. Der Gerbstoff-Gehalt nimmt ausserdem auch beim Herumliegen am Waldboden über den Winter automatisch ein Stück weit ab. In den Mastjahren (alle 2 bis 3 Jahre) finden sich besonders viele Eicheln, bzw. das Jahr darauf wenig bis fast keine.
Auch die getrockneten Blätter können zu Mehl vermahlen werden, wobei dies eher kalorienarmes «Streckmehl» darstellt.
Die Eiche ist ökologisch sehr wertvoll, denn sie bietet (v.a. in der Krone) zahlreichen Insektenarten ein Zuhause. Die nahrhaften Früchte sind nicht nur für uns Menschen nutzbar, sondern stellen für viele Tiere eine wichtige Nahrungsquelle dar. Nach Mastjahren erhöhen sich meist die Wildbestände, während im darauffolgenden (eher mageren) Jahr viele Tiere wieder verhungern.
Verwendung
Blätter: getrocknet und vermahlen zu Streckmehl
unreife Früchte: solange diese noch weich sind, kann durch das Pürieren des Samens ein Mus hergestellt werden
reife Früchte: Limonade: Eicheln mit Schale mehrere Tage ins Wasser legen
reife Früchte (nach entsprechender Vorbereitung): Samen als Ganzes oder in kleine Stücke geschnitten in der Bratpfanne (ca. 10-20min) ohne Öl rösten bis sie braun werden. Danach werden sie als Gemüse gekocht oder zu Kaffeepulver/Mehl vermahlen.
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Gemüse: Samen ca. 10-20min im gesalzenen Wasser kochen und danach mit einer Sauce (z.B. Bratsauce) und anderen Zutaten anrichten
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Kaffee: Pro Tasse 1-2 Teelöffel Eichelpulver, 5-10min ziehen lassen, Pulver setzt sich von selbst am Boden ab
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Mehl: Um ein Brot zu backen muss das Eichelmehl wegen dem fehlenden Gluten mit herkömmlichem Getreide vermischt werden (maximal 50% Eichelmehl), da man sonst kein Teig hinkriegt
Vorbereitung: Nach dem Sammeln werden die Eicheln geschält (bzw. getrocknet oder bei 150 Grad ca. 20min in den Backofen getan, damit sie von selbst aufgehen). Die zwei grossen Speicherblätter des Samens werden dann für mehrere Tage gewässert (Wasser alle 12 Stunden austauschen). Dabei sollte möglichst ein abgeschlossener Behälter (z.B. Einmachglas) verwendet werden, da stehendes Wasser Fäulnis begünstigt. Ein Grossteil der Gerbstoffe ist herausgelöst, sobald sich das Wasser nicht mehr dunkel verfärbt. Nun werden die Speicherblätter getrocknet. Das machst du am besten im Backofen (ca. 50 Grad, Umluft, 2-3h) oder einem Dörrex. Bei Raumtemperatur-Lufttrocknung musst du auf eine sehr gute Luftzirkulation achten, da die Speicherblätter sonst verfaulen! Nun sind die Speicherblätter bereits zu Lagerung oder Weiterverarbeitung. Über längere Zeit gelagerte Stücke müssen vor der Weiterverarbeitung nochmals für ca. einen Tag im Wasser eingeweicht werden.
mögliche Verwechslungen
Flaum-Eiche (Quercus pubescens) - ungiftig / essbar, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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äusserlich sehr ähnlich wie die Stiel-Eiche (Blätter mit Öhrchen und asymmetrischer Buchtung)
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gehört zur Gattung der Eichen (Quercus)
Unterschiede
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junge Triebe, Blätter und Blattstiel flaumig bis filzig behaart, später Triebe und Blattoberseite verkahlend, Blattunterseite graugrün
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Fruchtbecher der Eicheln filzig behaart
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Vorkommen an trocken-warmen (steinigen) Standorten (eher eine submediterrane Baumart)
Quellen: zusammengesetzt und bearbeitet aus Andrew Butko, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25684570 (Blätter) und Димитър Найденов / Dimìtar Nàydenov - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=87835067 (Eicheln)
Quellen
Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. durchgelesene Auflage 2021, ISBN 987-3-8047-4200-0 (E-Book)
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6
Otmar Diez (2019) – Unsere essbarem Bäume und Sträucher, 81 Arten sicher bestimmen, Achtsam sammeln, einfach zubereiten, ISBN 978-440-16465-5
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4
https://de.wikipedia.org/wiki/Stieleiche
https://de.wikipedia.org/wiki/Traubeneiche
https://de.wikipedia.org/wiki/Flaumeiche