Giersch (Aegopodium podagraria)
Familie: Doldengewächse (Apiaceae), Gattung: Giersch (Aegopodium)
Quelle: bearbeitet aus Wikipedia (Public Domain)
Blätter: 2-fach 3-zählig gefiedert (Fiedern teils zusammengewachsen), Blattstiel im Querschnitt 3-eckig bis v-förmig, Fiedern eiförmig (z.T. herzförmiger Grund), unregelmässig gesägt, kahl (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)
Anordnung: grundständig aus unterirdischen Ausläufern und wechselständige Stängelblätter
Stängel: fein gefurcht, kahl, hohl
Blüten: In Doppeldolde angeordnet, Dolden ca. 15-25-strahlig, ohne Hüllblätter/Hüllblättchen
Kronblätter weiss (z.T. rosa) und ausgerandet
blüht ab Mai (siehe genereller Aufbau von Blüten)
Doldenblüter (Apiaceae) allgemein: Einzelblüten klein, 5 Kronblätter, unscheinbare Kelchblätter, 5 Staubblätter, 2 zusammengewachsene Fruchtblätter mit unterständigem, synkarpem Fruchtknoten, in der Mitte der Blüten ein flaches nektarabsonderndes Polster (= «Diskus», zum Anlocken von Insekten für die Bestäubung)
Früchte: kahle, länglich-ovale (seitlich abgeflachte) Doppelachäne, mit Griffelrest und Griffelpolster
Vorkommen allgemein: nährstoffreiche, feuchte, schattige Standorte
typische Standorte: Wegränder, Waldränder, Auenwälder
Giftigkeit: alle Pflanzenteile ungiftig
gefährliche Verwechslungen: von den Blättern her keine
Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Flavonoide, Vitamin C, sehr hoher Kaliumgehalt (mehr über sekundäre Pflanzenstoffe)
Wirkungen: harntreibend, wurde traditionell gegen Gicht eingesetzt, in der modernen Phytotherapie hat er jedoch keine Bedeutung mehr
Quellen: Blattstiel: Mnolf - Photo taken in Rum, Tirol, Austria, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia); Stängel: Avjoska - Own work, CC BY 3.0 (Wikipedia); Dolde fern: Cbaile19 - Own work, CC0 (Wikipedia); Dolde nah: Boris Gaberšček - http://www2.arnes.si/~bzwitt/flora/aegopodium_podagraria.html, CC BY 2.5 (Wikipedia); Frucht: Joanna Boisse - https://atlas.roslin.pl/plant/6229, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)
Da sich der Giersch stark über unterirdische Ausläufer vermehrt, kommt er an seinen Standorten meist in grosser Anzahl vor (sind teilweise schon fast «Giersch-Felder»). Sein Geschmack ist «Karotten»-ähnlich und gleichzeitig auch «Petersilie»-ähnlich aromatisch, was ihn zu einem vorzüglichen Wildgemüse macht. Leider wissen das viele Gartenbesitzer/-innen nicht und stempeln ihn zu Unrecht als «lästiges Unkraut» ab. Gegen eine Bekämpfung ist er tatsächlich sehr robust. Die meisten Herbizide können ihm nichts anhaben und wenn doch, dann regeneriert er sich aus seinen unterirdischen Pflanzenteilen sehr rasch. Ausserdem sind die Samen im Boden noch jahrelang keimfähig.
Anhand der charakteristischen Blattmerkmale ist eine Verwechslung mit giftigen Arten praktisch ausgeschlossen. Dies gilt jedoch nicht für den weissen, doppeldoldigen Blütenstand, welcher typisch für die Familie der Doldenblütler (Apiaceae) ist. Bei dieser Familie treten zahlreiche giftige bis tödliche Arten auf.
Oft findet man die Grundblätter auch im Winter. Dies macht nicht nur die Blätter zu einem Ganzjahres-Gemüse, sondern verrät dann auch die Standorte der ebenfalls nutzbaren Wurzeln/Ausläufer.
Verwendung
Blätter: jung als Salat (bis ca. Ende April) verarbeitet zu Pesto oder als Zutat der «Gründonnerstagsuppe», ältere Blätter als Blattgemüse
Stängel: junge Stängel roh zum Knabbern, angedünstet als Gemüse (bei Bedarf gröbere Längsfasern vorher entfernen)
Blüten: Blütenknospen als Gemüse (à la Broccoli), offene Blüten als Gewürz
Früchte: als Gewürz (frisch oder getrocknet)
Wurzel / Ausläufer: roh oder als Gemüse
mögliche Verwechslungen
Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) - ungiftig / essbar, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae)
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ähnliche Standorte
Unterschiede
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meist mehr als 3-zählige Fiederung
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Blattrand fein gezähnt
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Blattstiel hohl und u-förmig, an den Ansätzen zu den Fiedern roter bis dunkelvioletter Ring
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Döldchen kugelig und mit Hüllblättchen
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Frucht geflügelt
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Vorkommen auch auf nassen Wiesen, bzw. weniger nährstoffreichen Standorten
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Michel Langeveld - https://www.inaturalist.org/photos/118292450, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia) und Thomas Nogatz - https://www.inaturalist.org/photos/206318525, CC BY 4.0 (Wikipedia)
Gewürz Kälberkropf (Chaerophyllum aromaticum) - ungiftig / essbar
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae)
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ähnliche Standorte
Unterschiede
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Stängel borstig behaart
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Fiedern grob gesägt
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grünes Griffelpolster der Blüten sehr dick
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Salicyna - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia) und Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)
Meisterwurz (Peucedanum ostruthium) - ungiftig / essbar, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blatter doppelt 3-zählig
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Stängel kahl
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ähnlicher Geschmack
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gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae)
Unterschiede
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Blattrand unregelmässig spitz gezähnt, schuppiges Muster
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auf einem Blatt ist die Tiefe der Fiedertrennung unterschiedlich, Fiedern 2. Ordnung meist nicht vollständig getrennt
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blüht Juli bis August
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Früchte an den äusseren Rippen geflügelt
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Vorkommen auf Hochstaudenfluren und feuchten Wiesen im Gebirge
Quelle: bearbeitet und zusammengesetzt aus eigenen Bildern und Roger Culos - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia)
Quellen
Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. durchgelesene Auflage 2021, ISBN 987-3-8047-4200-0 (E-Book)
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.