Die Evolution hat bei den Blättern eine immense Formenvielfalt hervorgebracht, was uns letzten Endes nützt die verschiedenen Pflanzenarten irgendwie auseinanderhalten zu können. Tatsächlich gehört die Ausbildung der Blätter zu den wichtigsten Bestimmungsmerkmale einer Art.
Die Literatur verwendet dazu viele Fachbegriffe wie:
«Blatt eiförmig, doppelt gesägt, lang gestielt, kahl» (Hainbuche) oder
«Die Blätter sind lang, schmal, spitz, am Rand etwas gezähnt» (Gewöhnliche Nachtkerze, Rudi Beiser – Unsere Essbaren Wildpflanzen).
Blätter der Knoblauchsrauke
(Quelle: Julianmuhle - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=78310997)
Wenn du Pflanzen sicher bestimmen willst, dann sind Begriffe aus der Literatur zwar meist intuitiv irgendwie verständlich, trotzdem ist es wichtig, dass du einerseits weisst, was mit den Begriffen genau gemeint ist und andererseits, dass du ein Gefühl für die Blattmerkmale bekommst. Das Gute daran ist, dass wenn du etwas Übung hast, dein Mustererkennungsprogramm immer automatischer abläuft, wenn du bewusst oder unbewusst die Blätter einer Pflanze betrachtest. Was alle diese Begriffe bedeuten, mit denen die Blätter beschrieben, bzw. Arten bestimmt werden können, das zeige ich dir in diesem Artikel. Damit das Ganze nicht zu theoretisch wird, zeige ich dir ausserdem zu jedem Merkmal ein Foto-Beispiel.
Wenn du noch ungeübt bist, wird dir die Vielfalt an Kriterien immens vorkommen. Das ist völlig normal. Den Überblick dazu kriegst du automatisch mit der Beschäftigung mit diesem Thema. Fange jedoch nicht an die Merkmale auswendig zu lernen! Denn was auswendig gelernt wird, wird ebenso schnell vergessen. Es ist besser, wenn du einfach generell immer wieder neue Pflanzen kennenlernst. Dabei wirst du, je mehr Pflanzen du kennst, automatisch in der Bestimmungsliteratur auf die verschiedenen Begriffe treffen. Und diese kannst du bei Bedarf natürlich jederzeit nachschlagen. Der Vorteil davon: Wenn du die verschiedenen Begriffe an konkreten Beispielen von bekannten Pflanzen verknüpfen kannst, bleibt das Ganze auch viel besser in deinem Kopf hängen. Mit der Zeit, mit der du dich immer wieder mit dem Thema beschäftigst, wirst du auch automatisch ein «Gefühl» für die Sache entwickeln.
Bei der Bestimmung einer Pflanze ist es wichtig auf möglichst viel Kriterien zu schauen, wobei sicher Blattstellung, Blattform und Blattrand die wichtigsten davon sind. Auf die charakteristischen Unterschiede von ähnlichen aussehenden Arten musst du aber besonders Wert legen, vor allem wenn du essbare von giftigen Exemplaren unterscheiden musst. Nebst den Eigenschaften der Blätter müssen auch die Ausbildung des Sprosses (Stängel, Stamm, Äste) und, je nach Jahreszeit, der Blüten, bzw. Früchte berücksichtigt werden.
Wenn du mehr über die Anatomie und Funktionen der Blätter wissen willst, empfehle ich dir diesen Artikel: «Blätter von Wildpflanzen – Eigenschaften und Funktionen»
Eigenschaften und Bestimmungsmerkmale von krautigen und holzigen Sprossachse findest du im Artikel "Die Sprossachse von Wildpflanzen".
Mehr über die Funktionen, Eigenschaften und Bestimmungsmerkmale der Blüten findest du in diesem Artikel: «Blüten der Wildpflanzen – Eigenschaften, Klassifikation und Bestimmung"
Mehr über die Anatomie und Nutzung von Samen und Früchten findest du im Artikel «Früchte der Wildpflanzen – Eigenschaften, Klassifikation und Nutzung"
Noch ein Tipp bevor es ans Eingemachte geht: Versuche bei der Betrachtung einer Pflanze wenn immer möglich die Eigenschaften bewusst wahrzunehmen. Dies einerseits um einer Fehlbestimmung vorzubeugen (was im schlimmsten Fall zur Konsumation einer giftigen Pflanze führt), anderseits um deine Musterkennungssoftware immer und immer wieder zu trainieren und verbessern.
Inhaltsverzeichnis
Überblick über die wichtigsten Unterscheidungskriterien von Blattformen
(Quelle: Zusammenstellung aus zahlreichen Einzelskizzen von Wikipedia, Autoren: Nova, Pipi69e, PAvdK, Maksim, Albert, Pancrat und Wasp32)
Blattstellung: Hier geht es darum, wie die Blätter am Spross (Stängel, Ast, Stamm) untereinander angeordnet sind. Man unterscheidet dabei:
gegenständig: die Blätter stehen sich am Spross zu zweit gegenüber. Bei den gegenständigen krautigen Pflanzen stehen sich die Paare verschiedener Höhe meist rechtwinklig gegenüber, man spricht dann von «kreuzgegenständig».
gegenständige, bzw. kreuzgegenständige (rechts) Blätter
(Quellen: bearbeitet aus Orig: User:Nova, cutted: User:Pipi69e - File:Ulistnienie.svg, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7506437 und Von Orig: User:Nova, cutted: User:Pipi69e - File:Ulistnienie.png, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7506407)
kreuzgegenständiger "Klebriger Salbei»
(Quelle: Jean-Pol GRANDMONT - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21405051)
wechselständig: die Blätter stehen einzeln auf dem Spross. Wenn sie abwechselnd auf je einer Seite ausgerichtet sind nennt man dies zweizellig, ansonsten spiralig
zweizellig- und spiralig- wechselständige Blätter
(Quelle: bearbeitet aus PAvdK - bewerking van File:Ulistnienie (Phyllotaxys opposite-distichous).svg, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58244723 und Orig: User:Nova, cutted: User:Pipi69e - File:Ulistnienie.svg, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7506396)
spiralig wechselständige «Spätblühende Goldrute»
Quirl: Wenn sich auf der Sprossachse auf gleicher Höhe mehrere Blätter befinden, spricht man von einem Quirl (oder «Wirtel»)
Quirl beim Waldmeister
(Quelle Bild links: Orig: Nova, cutted: Pipi69e - Ulistnienie.svg, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7506448)
Blattrosette: sind die Blätter so nahe aneinander angeordnet, dass sie scheinbar aus derselben Höhe entspringen, spricht man von einer Blattrosette. Die Rosette sieht auf den ersten Blick aus wie ein Quirl, doch die Blätter entspringen in Wahrheit aus leicht unterschiedlichen Höhen. Wenn sich die Rosette nahe am Boden befindet, spricht man von einer «grundständigen Rosette» (Grundrosette). Bei den krautigen Pflanzen ist es sehr oft der Fall, dass sich im Frühling beim Austrieb erst eine Grundrosette bildet und nach ein paar Wochen, Monate oder im nächsten Jahr der Blattstängel mit den Blättern in die Höhe wächst (d.h. die Pflanze «sich aufrichtet»).
der Gewöhnliche Löwenzahn bleibt sein Leben lang eine Grundrosette...
(Quelle: ©orangemocca.info - stock.adobe.com)
...während sich der Rote Fingerhut (tödlich giftig!) im 2. Jahr aufrichtet
(Quellen: Jean-Marc Pascolo - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31547100 (links) und Von I, Jörg Hempel, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2673490 (rechts))
Blattform: Dabei geht es um die grundlegende Form der Blattspreite, bzw. der Blattfiedern. Die wichtigsten Formen sind:
Blattformen im Überblick
(Quelle: bearbeitet aus diversen Einzelskizzen aus Wikipedia, Autoren: Maksim und Albert)
rund: kreisförmiger Umriss
rundes Blatt des Wald-Storchschnabels
oval / elliptisch: ovaler Umriss mit der breitesten Stelle in der Mitte
ovale Blätter der Traubenkirsche
eiförmig: eiförmiger Umriss mit breitester Stelle unterhalb der Mitte
eiförmige Blattfiedern der Himbeere
(Quelle: Tomwsulcer - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19087683)
verkehrt-eiförmig: eiförmiger Umriss mit breitester Stelle oberhalb der Mitte
verkehrt-eiförmige Blattfiedern der Rosskastanie
spatelförmig: verkehrt-eiförmig mit stumpf-runder Spitze und langem Spreitengrund
spatelförmiges Blatt beim Gänseblümchen
(Quelle: Salicyna — Travail personnel, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62152342)
herzförmig: herzförmiger Umriss mit zwei breiten, abgerundeten, zum Blattgrund weisenden Lappen
herzförmige Blätter beim Wald-Veilchen
verkehrt-herzförmig: herzförmiger Umriss mit Lappen gegen Blattspitze
verkehrt-herzförmige Blätter des Wald-Sauerklee
(Quelle:Jon Sullivan; uploaded by Ksd5. - http://www.pdphoto.org/PictureDetail.php?mat=pdef&pg=6051., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2437069)
nierenförmig: wie herzförmig, aber Blattspitze abgerundet
nierenförmige Blätter des Europäischen Haselwurz
dreieckig: dreieckige Form (wenn das Blatt deutlich länger als breit ist, spricht man von «pfriemlich»)
dreieckiges Blatt einer Hängebirke
(Quelle: Készítette: Pleple2000 - A feltöltő saját munkája, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1627820)
rautenförmig: Form einer Raute
rautenförmige Blätter beim Weissen Gänsefuss
(Quelle: Hugo.arg — Travail personnel, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3135124)
pfeilförmig: mit zwei schmalen, meist spitzen, zum Blattgrund weisenden Lappen
pfeilförmiges Blatt des Wiesen-Sauerampfer
(Quelle: ©backup16 - stock.adobe.com)
spiessförmig: mit zwei meist spitzen, «nach aussen» weisenden Lappen
spiessförmige Blätter beim Klebrigen Salbei
lanzettlich: Umriss mit Länge ca. 3 bis 8mal grösser als Breite, breiteste Stelle in der Mitte
lanzettliche Blätter des Bärlauch
(Quelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=99204)
eilanzettlich: lanzettlich, mit breitester Stelle unterhalb der Mitte
eilanzettliche Blätter des Drüsigen Springkraut
(Quelle: ©Yvonne - stock.adobe.com)
linealisch: Länge > 8x Breite
linealische Blätter des Gemeinen Leinkrautes
Die Liste ist nicht abschliessend. Wenn du in der Literatur jedoch auf weitere Bezeichnungen triffst, sind diese meist selbsterklärend (z.B. «geigenförmig»). Die Blattform kann ausserdem bezüglich der Mittelscheitel symmetrisch oder asymmetrisch ausgebildet sein
symmetrische (eiförmig-spitze) Blätter des Wolligen Schneeballs
asymmetrisches (oval-zugespitztes) Blatt der Flatterulme
(Quelle: Ptelea - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40463104)
Spreitenspitze: Ist vor allem wichtig, wenn die Blattspitze charakteristische Eigenschaften aufweist, die eine detailliertere Beschreibung erfordern, welche nicht bereits durch die Blattform abgedeckt wird: (Liste nicht abschliessend)
spitz: konvexe oder gerade, jedoch scharfe Spitze
spitzes Blatt des Aronstab (giftig!)
zugespitzt: konkave, langgezogene Spitze
zugespitztes Blatt des Wald-Bingelkraut (giftig!)
bespitzt: an der ansonsten stumpfen Blattspitze setzt sich eine schmale scharfe Spitze ab
bespitztes Blatt des Gemeinen Hasel
(Quelle: Willow - Eigenes Werk, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2294123)
stumpf: konvexe bis gerade, stumpfe Spitze
stumpfe Spitze beim Oregano
(Quelle: Frank Vincentz - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2210308)
Spreitengrund: analog zur Spreitenspitze
gestutzt: der Spreitengrund ist rechtwinklig zur Mittelrippe angeordnet (der Grund wirkt wie abgeschnitten)
gestutzter Spreitengrund beim Japanischen Knöterich
verschmälert: konkaver, spitzer Spreitengrund
verschmälerter Spreitengrund beim Kleinen Springkraut
zugespitzt: die Blattspreite verschmälert sich plötzlich und scheint lange am Blattstiel herabzulaufen
zugespitzter Spreitengrund beim Beinwell
Blattrand mit kleinen Einschnitten: Dabei geht es um die Eigenschaften des Blattrandes, sofern dieser nicht zu tief eingeschritten ist
Blattränder mit kleinen Einschnitten im Überblick
(Quelle: bearbeitet aus diversen Einzelskizzen von Maksim aus Wikipedia)
ganzrandig: Rand ohne Zähne / Einschnitte
ganzrandiges Blatt beim Bärlauch
(Quelle: ©Xavier- stock.adobe.com)
gezähnt: mit Zähnen, die nach aussen zeigen und abgerundeten bis flachen Einschnitten
gezähntes Blatt beim Huflattich
(Quelle: bdk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=199157)
gesägt: mit Zähnen und spitzen Einschnitten. Zeigen die Zähne zur Spitze, dann spricht man von «vorwärts gesägt», nach aussen von «abstehend gesägt» und zum Grund hin «rückwärts gesägt». Bei feinen Zähnen bezeichnet man es als «feingesägt» und bei groben Zähnen als «grobgesägt».
vorwärts gesägte Blattfiedern bei den Brombeeren
(Quelle: Dmitry Makeev - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=108071037)
doppelt-gesägt: Zähne sind selbst gezähnt. In der Regel ist das Muster sehr unregelmässig
vorwärts doppelt-gesägtes Blatt der Hainbuche
(Quelle: Rasbak - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=213248)
gekerbt: Zähne abgerundet, Einschnitte sind spitz ausgebildet. Auch hier kann man bei feiner Ausbildung von «feingekerbt», bzw. grober Ausbildung von «grobgekerbt» sprechen
(grob-) gekerbtes Blatt des Gundermann
(Quelle: Christian Fischer, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2964726)
gebuchtet: Ebenfalls mit abgerundeten Zähne, doch die Einschnitte sind rundlich bis flach (also «buchtig») ausgebildet
gebuchtete Blätter der Trauben-Eiche
(Quelle: AnRo0002 — Travail personnel, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32977878)
gewellt: mit 3D-Wellen (wenn stark gewellt, dann spricht man «zerkraust»)
gewelltes Blatt der Rotbuche
(Quelle: Von Willow - Eigenes Werk, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2826508)
zerkrauste Blätter der Grossen Klette
(Quelle: AnRo0002 - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68755821)
stachelig: mit feinen, aber steifen Stacheln
stacheliges Blatt der Rauen Gänsedistel
(Quelle: Enrico Blasutto - Opera propria, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24856430)
Ein Randmuster kann ausserdem regelmässig oder unregelmässig angeordnet sein.
Blattrand mit tiefen Einschnitten: Wenn randliche Einschnitte so tief sind, dass sich das Blatt in mehrere Abschnitte (nicht aber getrennten Blattfiedern) unterteilt, nennt man dies «fiederförmig» (Abschnitte in einer Reihe angeordnet) oder handförmig (Abschnitte strahlig gegen den Blattgrund angeordnet).
fiederförmiges (und gesägtes) Blatt des Löwenzahns. Die einzelnen Abschnitte zwischen den Einschnitten sind in einer Reihe angeordnet.
(Quelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=115796)
handförmiges Blatt des Spitz-Ahorn. Die einzelnen Abschnitte zwischen den Einschnitten sind zum Blattgrund hin angeordnet.
(Quelle: Dmitry Makeev - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=105403535)
Je nach Tiefe der Einschnitte kann man weitere Unterscheidungen vornehmen. Bei fiederförmigen Blättern verwendet man die Vorsilbe «fieder-» und bei handförmigen Blätter entsprechend «handförmig-». Die Unterteilung ist je nach verwendeter Literatur unterschiedlich. Bei "Flora Helvetica" wird beispielsweise folgendes System nach Tiefe der Einschnitte angewendet:
Blattrand-Terminologie bei randlich tiefen Einschnitten
(Quelle: bearbeitet aus diversen Einzelskizzen von Pancrat aus Wikipedia)
fiederlappig / handförmig-gelappt: Einschnitte <50%
handförmig-gelapptes (und gesägtes) Blatt des Gemeinen (Spitzlappigen) Frauenmantel
(Quelle: Dmitry Makeev - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=105448312)
fiederspaltig / handförmig-gespalten: Einschnitte ca. 50%
handförmig-gespaltenes Blatt des Jura-Wiesen-Bärenklau
fiederteilig / handförmig-geteilt: Einschnitte ca. >50%
fiederteiliges Blatt der Kohldistel
(Quelle: Kristian Peters -- Fabelfroh 13:01, 28 January 2007 (UTC) - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1609571)
fiederschnittig / handförmig-geschnitten: Einschnitte fast 100% (nur "fast")
fiederschnittiges Blatt des Rainfarns (giftig!)
(Quelle: Kristian Peters -- Fabelfroh 09:35, 12 March 2007 (UTC) - photographed by Kristian Peters, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1775752)
Die Abschnitte / Einschnitte können regelmässig oder unregelmässig angeordnet, bzw. spitz oder abgerundet ausgebildet sein. Es sind auch mehrere Ordnungen möglich, d.h. die Abschnitte können selbst wieder tief eingeschnitten sein.
Je nach Form der Abschnitte und der Einschnitte gibt es weitere Bezeichnungen wie (Definitionen überschneiden sich teilweise):
schrottsägenförmig: dreieckig-spitze, zum Blattgrund ausgerichtete Abschnitte
schrottsägenförmige Blätter des Wiesen-Pippau
leierförmig: fiederförmig, mit vergrössertem Endabschnitt (Endabschnitt hat mehr "Blattmasse")
leierförmiges Blatt (mit vergrössertem Endabschnitt) des Gemeinen Rainkohl
(Quelle: T.Voekler - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7038568)
kammförmig: fiederförmig, mit lange Abschnitten und tiefen Einschnitten, sieht aus wie ein "doppelter Kamm"
kammförmige Kohldistel
(Quelle Bild rechts: Crisco 1492 - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40796541)
…mit lanzettlichen / eilanzettlichen / linealischen Zipfeln: Abschnitte weisen die entsprechende Form auf
Raukenblättriges Greiskraut (giftig!) mit lanzettlichen Zipfeln
Blatt der Echten Kamille mit linealischen Zipfeln
zusammengesetzte Blätter: Bei vollständiger Trennung der Blattspreiten spricht man von «zusammengesetzten» oder «gefiederten Blätter». Die einzelnen Teilblätter nennt man «Blattfiedern», den Stiel die «Blattspindel».
Blattspreite mit 7 Blattfiedern bei der Wein-Rose
(Quelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=583073)
Bei gewissen Pflanzen können sowohl fiederförmige / handförmige (keine vollständige Trennung), als auch gefiederte Blätter (vollständige Trennung) vorkommen (z.B. beim Giersch oder den Brombeeren)
beim Giersch kann sowohl eine unvollständige als auch eine vollständige Trennung der Abschnitte vorliegen
(Quelle: Frank Vincentz - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2603077)
Eigenschaften der Fiederung: Dabei geht es um die Geometrie und Anordnung der Abschnitte bzw. Fiedern. Dabei geht es primär um zwei Eigenschaften, nämlich die Anzahl Abschnitte/Fiedern und die Anzahl der Fieder-Ordnungen:
Anzahl Fiedern/Abschnitte: Hat ein Blatt 5 Fiedern / Abschnitte, dann sagt man die Blätter sind «5-zählig». Man kann auch einfach nur die Anzahl Fiederpaare angeben, wie z.B. bei der Esche mit «4 bis 6 Fiederpaaren». Bei einer geraden Anzahl Fiedern spricht man von «paarig gefiedert», bzw. bei ungerader Anzahl von «unpaarig gefiedert».
Unterteilung nach Anzahl Fiedern
(Quelle: bearbeitet aus diversen Einzelskizzen von Maksim / Wasp32 aus Wikipedia)
3-zähliges Rot-Klee (bekanntlich selten 4-zählig)
(Quelle : Pancrat — Travail personnel, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4802336)
Fieder-Zahnwurz: 5-zähliges / unpaarig gefiedertes Blatt, bzw. Blatt «mit 2 Fiederpaaren»
Zaun-Wicke: 10-zähliges / paarig gefiedertes Blatt, bzw. Blatt «mit 5 Fiederpaaren». Die eigentliche Endfieder entwickelt sich dabei zu einer Blattranke.
Robinie: 15-zähliges / unpaarig gefiedertes Blatt, bzw. Blatt «mit 7 Fiederpaaren»
Anzahl Fiederordnungen: auf einer Blattspreite können mehrere Ordnungen von Fiederungen auftreten («mehrfach gefiedert»). Bei Vorliegen einer 2. Ordnung nennt man dies «doppelt gefiedert» oder «2-fach gefiedert», bei einer 3. Ordnung «3-fach gefiedert», etc. Man unterteilt auch die Fiedern entsprechend in «Fiedern 1. Ordnung», «Fiedern 2. Ordnung, usw.
Unterteilungen nach Anzahl Fiederordnungen
(Quelle: bearbeitet aus diversen Einzelskizzen von Maksim / Wasp32 aus Wikipedia)
2-fach (doppelt-) bis teils 3-fache Fiederung beim Wald-Engelwurz
2- bis 3-fache Fiederung beim Wiesen-Storchschnabel
3-fach gefiedertes Blatt des Ruprechtskrautes
(Quelle: Enrico Blasutto - Opera propria, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7384596)
Blattansatz: Wenn ein Blatt «klassisch» einen Blattstiel aufweist, nennt man es «gestielt». Wenn dabei der Stiel verhältnismässig lang ist, spricht man oft von «lang gestielt», wenn er kurz ist von «kurz gestielt». Oft können beide Ausprägungen auf einer Pflanze vorkommen, mit den langen Stielen im unteren, bzw. den kurzen Stielen im oberen Bereich der Pflanze.
kurz gestielte Blätter im oberen Bereich der Ährigen Teufelskralle
lang gestielte Blätter im unteren Bereich der Ährigen Teufelskralle
herablaufend: der Blattstiel läuft den Stängel herab
beim Rainkohl scheint der Blattstiel am Stängel «herabzulaufen»
Es kann auch überhaupt kein Stiel vorhanden sein, mit dem Spreiten-Ansatz direkt an der Sprossachse (Stängel), man spricht dann von «sitzend».
sitzende Blätter des Fuchs-Greiskraut (giftig!)
Sitzende Blätter können ausserdem folgende Ausprägungen aufweisen (Liste nicht abschliessend):
stängelumfassend: das Blatt umfasst den Stängel
stängelumfassende Blätter beim Purpur-Hasenlattich
zusammengewachsen: zwei gegenständige Blätter sind zusammengewachsen
zusammengewachsene Blätter der Wilden Karde, mit Bildung einer wassersammelnden Wanne
(Quelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=258914)
mit Blattscheide: der Blattgrund ist bauchig oder röhrig aufgeblasen, was sehr oft bei den Doldenblütlern der Fall ist.
grosse Blattscheide am Blattgrund beim Wald-Engelwurz
Weitere Eigenschaften: Es gibt noch zahlreiche Eigenschaften, die je nach Pflanze charakteristisch sein können:
Behaarung von Rand, Ober- und Unterseite sowie Blattstiel: meist ist die Unterseite stärker behaart und tendenziell verkahlen Blätter im Verlaufe des Sommers
Blattfarbe (grün, gelbgrün, dunkelgrün, blaugrün,….,glänzend oder matt?)
dunkelgrün-glänzende Blätter der Rauen Gänsedistel
grün-mattes Blatt der Kohldistel
ledrig-dunkelgrün-glänzende Blätter der Lorbeerkirsche (giftig!)
(Quelle: Karduelis - Original image, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=470021)
ungefähre Blattgrösse: wobei die Blätter nach dem Austrieb mit der Zeit tendenziell grösser werden
grosse Blätter bei der Grossen Klette
(Quelle: Christian Fischer, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4470042)
kleine Blätter beim Vogelknöterich
Querschnitt des Blattstiels (rund, u-förmig oder v-förmig gefurcht,…)
u-förmig gefurchter Blattstiel des Wald-Ziest
dreieckig bis v-förmiger Blattstiel des Giersch
(Quelle: Mnolf - Photo taken in Rum, Tirol, Austria, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=248757)
Muster der Blattnerven
bei der Wald-Erdbeere treten parallele Blattnerven mit ca. 45 Grad aus der Mittelrippe hervor (mit leichter Umbiegung)
beim Fuchs-Greiskraut (giftig!) sind die Seitennerven eher flach, gerundet und schwach ausgeprägt
beim Kleinen Springkraut sind die Seitennerven parallel und haben eine runde Umbiegung zu nahezu 90 Grad
nahezu flache Seitennerven beim Schmalblättrigen Weidenrösschen
netzartige Seitennerven beim Echten Baldrian
bei der Spätblühenden Goldrute verlaufen die zwei Seitennerven sehr steil
beim Spitzwegerich sind 5-7 Nerven parallel angeordnet
(Quelle: Frank Vincentz - Opera propria, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2159870)
stark unregelmässig verästelte Seitennerven beim Weissen Gänsefuss
aus einem Punkt verästelte Seitennerven beim Huflattich
Quellen
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021).
Rene Fester Kratz (2013) – Allgemeine Botanik für Dummies, 1. Auflage 2013, ePDF ISBN 9783527668083
Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.
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