…für dein Outdoor-Lifestyle
Jede Person, die schon einmal unter einem Tarp (auch «Plane» genannt) geschlafen hat wird wohl zustimmen, dass dies ein sehr naturverbundenes Erlebnis ist. Im Vergleich zu einem geschlossenen Zelt schläft man dabei wirklich «outdoor» und irgendwie fügt sich ein Tarp auch viel besser in die Landschaft ein. Tarps eignen sich dabei nicht nur für den Bau einer persönlichen Unterkunft, sondern auch für Gruppenlager.
Damit ein Tarp auch wirklich stabil aufgebaut werden kann, sind Kenntnisse über Knoten und den richtigen Umgang mit Seilen sehr wichtig. Ein solches Wissen hilft dir übrigens nicht nur beim Tarpaufbau, sondern kann auch in vielen anderen Situationen des Outdoor- und Bushcraft-Bereiches anwendet werden.
Genau um die Themen «Seile / Knoten» und Tarpaufbau geht es in diesem Artikel. Ich gebe erst einen Überblick über die Seiltypen und zeige dir die wichtigsten Knoten im Bushcraft-Bereich. Danach erläutere ich dir, was du beim Campaufbau mit dem Tarp technisch alles so beachten sollst und stelle ein paar Aufbauvarianten vor. Dies damit du bei deinen Outdoor-Abenteuern auch ohne Zelt gut zurechtkommen kannst.
Übrigens: Wenn du das Wissen regelmässig praktisch anwendest, dann bekommst du mit der Zeit eine Routine, die es dir erlaubt ein Camp auch in eher unangenehmen Situationen (z.B. bei Kälte oder Regen mit frierenden Händen) oder unter Zeitdruck aufzubauen zu können.
Inhaltsverzeichnis
Seiltypen
Oft hört oder liest man in der Outdoorszene Begriffen wie «Reepschnur», «Paracord», «dynmamische Seile», etc. Damit du von all diesen «Fachwörtern» nicht verwirrt bist, will ich an dieser Stell kurz auf die verschiedenen Seiltypen eingehen. Das richtige Seil macht ausserdem die Arbeit beim Campaufbau deutlich leichter.
Ein Seil besteht aus ganz vielen feinen Fasern, die ineinander verflochten oder verdrillt werden. Mehrere Fasern werden dabei zu sogenannten Litzen geformt. Im Anschluss werden dann mehrere Litzen ineinander zu einem Seil verdreht. Je nach Material und Muster der Verdrehungen können verschiedene Seiltypen mit verschiedenen Eigenschaften hergestellt werden. Im Outdoor verwendete Seile bestehen in der Regel aus Polyamid-, Polyentylen- oder Polyesterfasern. Verschiedene Materialien haben dabei ihre Vor- und Nachteile:
Vor- und Nachteile von Materialien modernen Seile (Quelle: Wikipedia)
*) Bruchdehnung = Dehnung bei der es zum Bruch kommt
Kern-Mantel-Seil: Aus einem Kern (trägt die Last) innen und einem Mantel (schützt den Kern) aussen (Quelle: Wikipedia)
Sogenannte «Kern-Mantel-Seile» bestehen jeweils aus einem äusseren Mantel und einem inneren Kern. Der Kern nimmt dabei die Lasten auf, währenddem der Mantel als Schutzschicht für allfällige Beschädigungen des Kernes dient. Man unterscheidet zwischen Dynamische Seilen und Statische Seilen:
Dynamische Seile / Kletterseile: Dabei handelt es sich um Seile, die zwar hohe Kräfte aufnehmen können, gleichzeitig aber auch elastisch sind. Wird das Seil bei der Dehnung länger, nimmt gleichzeitig auch sein Querschnitt ab. Dynamische Seile eignen sich z.B. zum Klettern, wo beim Auffangen eines Sturzes eine zu hohe Bremsbeschleunigung verhindert werden muss. Die dynamische Dehnung beträgt dabei bis zu 40%. Der Nachteil von dynamischen Seilen liegt darin, dass das Seil nur im begrenzten Umfang gespannt werden kann. Die statische Dehnung (unter einer kontanten Last) liegt bei maximal 10%.
Statische Seile: Haben im Gegensatz zu dynamischen Seilen nur eine geringe Elastizität, jedoch sehr hohe Zugfestigkeiten. Weil sie unter Zug trotzdem eine gewisse (wenn auch kleine) Dehnung aufweisen, spricht man oft auch von „halbstatischen“ Seilen. Statische Seile eignen sich ideal, wenn es um Befestigungen von Planen und Ähnlichem geht. Weil nur ein kleiner Anteil der Zugkraft durch die Dehnung aufgenommen wird, können statische Seile gut abgespannt werden. Wenn der Wind weht, dann bleiben statische Seile starr und flattern dabei nur wenig herum. Statische Seile dürfen jedoch nicht zur Absturzsicherung genutzt werden!
Nun kommen wir zu den zwei Begriffen «Reepschnur» und «Paracord»:
Reepschnur: Eine Reepschnur ist ein statisches Seil mit einem Durchmesser von ca. 3 bis 8 mm. Dadurch sind sie ideal für den Einsatz im Camp-Aufbau. Je dünner eine Reepschnur, desto leichter ist sie. Allerdings ist dabei auch die Bruchlast deutlich geringer. Bei einem Einzelcamp reichen dabei Durchmesser von 3-4mm, während bei Gruppencamps (mit höheren Zuglasten) eher 5-6mm benötigt werden. Die Bruchlast ist jeweils auf den Produkteverpackungen angegeben, bzw. kann auch mit folgender Formel berechnen werden: Bruchlast (in kN) = Durchmesser (in mm) * Durchmesser (in mm) * 0.2. Knoten können die Bruchlast um 20-50% verringern!
Paracord: Auf Deutsch heisst Paracord so viel wie «Fallschirmleine», was damit zu tun hat, dass es ursprünglich als ultraleichtes Element für Fallschirme entwickelt wurde. Es handelt sich um ein dynamisches Seil aus Nylon mit Mantel-Kern-Aufbau. Die Oberfläche ist durch die eng verflochten Fäden sehr glatt. Im Vergleich zu Reepschnüren ist Paracord bei gleicher Bruchkraft deutlich leichter und dünner. Abgesehen von den paar Gramm Gewichtseinsparung sind Reepschnüre trotzdem für den Camp-Aufbau besser geeignet. Dies weil Paracord dynamisch ist und Knoten durch die glatte Oberfläche eher mal „durchrutschen“ können.
Lagerung von Seilen: Für eine optimale Langlebigkeit der Produkte werden die Seile am besten in einem trockenen, dunklen Raum aufbewahrt. Am besten ist es, wenn die Seile dabei aufgehängt sind. Sie sind von irgendwelchem Chemiezeug, bzw. auf Reinigungsmittel, wie Seife, möglichst fernzuhalten!
Knoten
Grundlemente: Knoten bestehen im Grunde aus einer Anordnung von Grundelementen, die zusammen kombiniert werden:
Bucht: Mit dem Seil wird ein «U» gebildet (ohne Überkreuzung der Enden).
Törn / Auge: Mit dem Seil wird ein einfacher Kreis gebildet (die Enden überkreuzen sich dabei).
Rundtörn: Mit dem Seil wird ein doppelter Kreis gebildet.
Stehendes Ende: Ist das Seilende „vor“ dem Knoten. Wird auch „festes Ende“ genannt.
Freies Ende: Ist das Seilende „nach“ dem Knoten. Wird auch „loses Ende“ genannt.
Schlaufe: Ein Auge wird mit einem Knoten so gesichert, dass sich dieses weder zuziehen noch öffnen kann.
Schlinge: Ein Auge wird mit einem Knoten so gesichert, dass sich dieses zuziehen kann.
Halber Schlag: Das freie Ende wird um das stehende Ende gewickelt und danach durch das Auge hindurch geführt.
Überhandknoten: Ist der klassische Knoten schlechthin. Dabei handelt es sich um einen halben Schlag, der festgezogen wird.
Übrigens: Wenn dir diese Grundelemente vertraut sind, dann verstehst du auch die Knoten besser, bzw. lernst diese deutlich schneller.
Legen vs. Stecken: Beim Knüpfen von Knoten unterscheidet man die zwei Arten:
Stecken: Der Knoten wird mit dem freien Ende geknüpft
Legen: Der Knoten wird in der Mitte des Seils geknüpft, ohne dass dabei das freie Ende benötigt wird.
Slipstek: Eignet sich um ein Seil, welches unter Zug steht, mittels einer Schlinge an einem Baum, Ast oder Pfosten festzubinden. Der Slipstek besteht aus zwei halben Schlägen («nach innen») und einer Bucht als Abschluss. Damit der Knoten nicht durchrutscht, muss er richtig festgezogen werden. Zum Öffnen kann ganz einfach am freien Ende gezogen werden.
Palstek: Auch damit kann ein Seil um einen Baum, Ast oder Pfosten befestigt werden. Im Gegensatz zum Slipstek ziehst sich das Auge jedoch nicht zu (Schlaufe). Damit eignet sich dieser Knoten ideal zu Befestigung an einer Öse (z.B. vom Tarp). Das Knüpfen ist jedoch nicht so einfach und muss gut eingeübt werden. Als Eselsbrücke eignet sich die Geschichte: „Die Schlange kommt aus dem Loch, dreht um das stehende Seil und geht zurück in ihr Loch“ (siehe untere Skizze). Zum Lösen wird erst das stehende Seil um 90 Grad umgebogen und dann am Halben Schlag gezogen.
Achterknoten: Die Form dieses Knotens erinnert an die Ziffer der Zahl 8. Man nutzt ihn, ähnlich wie der Palstek, für eine Befestigung mittels Schlaufe. Dabei hält der Achterknoten nahezu garantiert, d.h. er kann praktisch nicht spontan aufgehen. Der Nachteil: Er lässt sich nur mit viel Mühe wieder lösen.
Den Knoten legt man, indem erst aus einem Doppelseil ein Auge gemacht wird. Das „freie Doppel-Ende“ wird nun um das „stehende Doppel-Ende“ gewickelt und danach, indem dies noch einmal um das kommende „Freie Doppel-Ende“ gewickelt wird, durch das Auge gefädelt (siehe untere Skizze).
Falls die Schlaufe durch eine Öse oder um einen Ast verlaufen muss, dann muss der Achterknoten „gesteckt“ werden. Dabei wird erst ein „einfacher Achterknoten“ geknüpft und dann das freie Ende durch die Öse gefädelt, bzw. um den Baumstamm gewickelt. Nun wird das freie Ende dem bestehenden einfachen Achterknoten „nachgefahren“.
Slipknoten: Damit wird rasch und einfach eine Schlaufe gebildet. Der Slipknoten kann bequem mitten im Seil gelegt werden. Durch Zug in Richtung des freien Endes lässt er sich wieder lösen. Es wird erst ein Auge gebildet und danach eine Bucht am freien Ende durch das Auge gezogen. Übrigens: Falls die Bucht auf der Seite des Stehenden Endes gebildet wird, zieht sich diese unter Zug zu. Man spricht in diesem Fall vom Schlingenknoten.
Schmetterlingsknoten: Ähnlich wie mit dem Slipknoten kann damit eine Schlaufe gelegt werden. Der Schmetterlingsknoten ist im Vergleich zu Letzterem jedoch deutlich stabiler und eignet sich ideal für Schlaufen in einem Flaschenzug. Durch mehrere Schmetterlingsknoten nebeneinander kann auch eine Strickleiter gemacht werden. Mit einem Schmetterlingsknoten können aber auch defekte Bereiche eines Seils «isoliert» werden. Zum Knüpfen werden erst zwei sich spiegelnde Auge geformt und diese übereinandergelegt. Nun wird eine Bucht aus dem untersten Abschnitt durch das obere Loch gezogen (siehe Skizze).
Lassoknoten: Der Lassoknoten eignet sich nicht nur für Cowboys oder Cowgirls um damit Rinder und Pferde einzufangen, sondern ist auch ideal für Befestigung des Seils um einen Strauch. Dieser wird bequem mit einer grossen Schlinge «gefangen», die anschliessend zugezogen wird. Für den Lassoknoten wird mit dem freien Ende eine Schlaufe (z.B. Palstek oder Schmetterlingsknoten) um das stehende Ende geknüpft. Zieht man nun am stehenden Ende, dann zieht sich die Schlaufe zu. Durch Zug am freien Ende, lässt sie sich wieder öffnen. Bei Straucharten mit nervigen Dornen ist ein langes freies Ende von Vorteil. Denn dadurch kann der Lassoknoten elegant von der Ferne aus gelöst werden.
Maurer: Ist ein sehr einfacher Knoten, mit dem ein Seil um einen grösseren Baumstamm befestigt werden kann. Das Seil muss dabei jedoch unter Zug stehen. Ohne Zug lässt sich der Knoten wieder leicht lösen. Achtung: Bei schrägem Zug kann der Knoten leicht abrutschen! Der Knoten wird geknüpft, indem das Seil einmal um den Baumstamm, danach einmal um das stehende Seil geführt wird. Anschliessend wird das freie Ende mehrfach (mind. 5-fach) um das zulaufende Seil gewickelt.
Topsegelschotstek: Mit diesem Knoten kann ein Seil mit Spannung festgebunden werden. Der Zug lässt sich dabei beliebig regulieren, ohne dass dabei der Knoten gelöst werden muss. Zum Knüpfen wird das stehende Ende durch das freie Ende mit zwei Augen umwickelt und danach ausserhalb der entstandenen Schlaufe ein halber Schlag gemacht.
Flaschenzug / Abspannknoten / Fuhrmannsknoten: Ist ebenfalls ein guter Knoten, wenn es darum geht ein Seil zu straffen. Im Gegensatz zum Topsegelschotstek kann man beim Festziehen von einer Hebelwirkung profitieren. Dabei wird erst auf der Seite des stehenden Endes mit einem Slipknoten oder einem Schmetterlingsknoten eine Schlaufe gelegt. Danach wird das Freie Ende um den Baum / Ast / Pfosten geführt, zur Umlenkung in die Schlaufe eingefädelt, straff gezogen und schliesslich mit einem Slipstek (zwei halben Schläge und eine Bucht) gesichert.
Schotstek: Dies ist der ideale Knoten um zwei Seile miteinander zu verbinden. Wichtig beim Binden ist, dass die freien Enden beim Straffen nicht durchrutschen. Ist das Ganze jedoch einmal straff, dann ist der Knoten unter Zug sehr stabil. Mit dem ersten Seil wird eine Bucht gemacht. Danach wird das zweite Seil von unten in die Bucht eingefädelt, mit einem halben Schlag aussen um die Bucht gezogen und schliesslich mit einer weiteren Bucht abgeschlossen. Der Knoten lässt er sich einfach lösen, indem am freien Ende des zweiten Seils gezogen wird.
Kreuzknoten / Samariterknoten: Wie beim Schotstek, handelt es sich dabei um einen Verbindungsknoten. Er wurde bereits von Ötzi verwendet. Weil der Knoten flach ist, kann er auch fürs Weben oder für Verbände verwendet werden. Er lässt sich schnell wieder lösen, bzw. manchmal auch zu schnell. Vor allem bei viel Zug, als auch fehlendem Zug kann er nämlich von selbst aufgehen. Das Knüpfen ist sehr einfach: Erst wird (wie beim Schuhbinden) ein „halber Knoten» gemacht. Anschliessend wird aus beiden Enden ein zweiter „halber Knoten“ erstellt, der jedoch anders orientiert ist als der Erste: Wenn beim ersten halben Knoten Seil 2 über Seil 1 gebunden wird („rechts über links“) , dann wird beim zweiten halben Knoten Seil 2 unter Seil 1 gebunden (wiederum „rechts über links“).
Prusik: Dieser Knoten eignet sich, wenn es darum geht das Seil an einer „Leine“ zu befestigen. Der Knoten lässt sich dabei von Hand einfach bewegen, verschiebt sich unter Zug jedoch nicht horizontal.
Mastwurf: Dieser Knoten ist rasch ausgeführt und zieht sich unter Zug relativ fest zu. Er rutscht unter Zug ausserdem an einem Pfahl nicht nach unten, was ihn für die Befestigung von Booten sehr beliebt macht. Ohne Zug ist er hingegen leicht verschiebbar. Um ihn zu legen, werden einfach zwei Augen übereinandergelegt. Dabei muss sich das zulaufende Seil beim ersten Auge («hinteres Auge») oben und beim anderen Auge («vorderes Auge») unten befinden (geht auch umgekehrt). Man erreicht dies man am besten, indem man ein gerades Seil mit gekreuzten Armen hält und damit die Arme in eine parallele Position bringt. Nun wird das „vordere Auge“ über das „hintere Auge“ gelegt. Bei Bedarf wird das freie Ende mit zwei halben Schlägen gesichert.
Der Mastwurf kann auch gesteckt ausgeführt werden und so z.B. um einen Baumstamm gebunden werden. Dazu werden um den Stamm zwei Augen gemacht. Befindet sich dabei das freie Ende beim ersten Auge oben, dann wird das zweite Auge unterhalb des ersten Auges erstellt und zwar wiederum mit dem Freien Ende nach oben (Variante 1). Befindet sich das freie Ende beim ersten Auge unterhalb, dann wird das zweite Auge oberhalb davon, mit dem Freien Ende nach unten, erstellt (Variante 2).
Halber Mastwurf: Dieser Knoten eignet sich in einer Situation wo ein Seil dynamisch gesichert werden muss. Dies ist z.B. der Fall ist, wenn schwere Lasten kontrolliert, abgeseilt werden. Der Gegenstand (z.B. Rucksack) wird dabei an einen Karabiner gehängt. Der Halbe Mastwurf wird dann um den Karabiner gebunden, während das andere Ende an einem Baum oder ähnlichen (mit einem Achterknoten) befestigt wird.
Kreuzbund: Damit können zwei senkrecht stehende Balken oder Äste fest verbunden werden, was z.B. beim Bau von Unterkünften oder diversen "Bushcraft-Möbeln" aus Holz nützlich ist. Bei den Balken unterscheiden man den Querbalken und dem «tragenden Balken» (welcher den Querbalken trägt). Das Seil wird erst mit einem Mastwurf am tragenden Balken (unterhalb des Querbalkens) angebunden. Danach wird das Seil auf einer Seite um den Querbalken, dann oben um den Längsbalken, auf der anderen Seite um den Querbalken und schliesslich unten um den Längsbalken gebunden. Das Ganze wird dreimal wiederholt. Das Freie Ende wird schliesslich mehrmals um den bisherigen Knoten geknebelt und dann am Querbalken mit einem gesteckten Mastwurf gesichert.
Parallelbund / Wickelbund: Mit dem Wickelbund können zwei parallele Stämme / Balken verbunden werden. Die Ausführung ist in der Grafik unter grafisch erklärt. Erst wird das Seil parallel gelegt, wobei sich am Ende des Doppelstrangs eine Bucht befindet. Danach wird das Seil mehrmals um beide Balken gewunden. Die Seile müssen bei jeder Windung straffgezogen werden. Das eine Seilende (bei der Bucht) mit nun durch Bucht gezogen und mit dem anderen Seilende durch einen Kreuzknoten verbunden.
Tarpaufbau
Nach dem du einen optimalen Standort für dein Camp gefunden hast, beginnt der Aufbau des Tarps erstmal mit dem Abchecken der Umgebung: Wo sind Befestigungspunkte für deine Seile? Von wo kommt der Wind, bzw. von wo wird der Wind in der Nacht oder dem nächsten Morgen kommen? Wie stark ist der Wind? Passe die Aufbauform und die Orientierung deines Camps diesen äusserlichen Bedingungen an. Erst danach schreitest du zu Tat und beginnst mit dem Aufbau.
Beim Aufbau müssen (nebst der optimalen Wahl deines Schlafplatzes) ein paar Grundsätze beachtet werden:
Die Tarps sind immer mit einer gewissen Neigung aufzubauen, so dass das Regenwasser abfliessen kann.
Bei starkem Wind wird erst die dem Wind zugewandten (Luv-) Seite befestigt.
Je stärker der Wind, desto abgeschlossener wird die Aufbauvariante und desto mehr Befestigungen / Verstärkungen werden notwendig.
Bei starkem Wind sollte als Windschutz (und Schutz vor mit dem Wind verfrachtetem Regen) das Tarp mindestens auf einer Seite bis zum Boden reichen.
Willst du nächtlicher Tau unter deinem Tarp verhindern, dann ist eine möglichst geschlossene (Zelt-ähnliche) Aufbauvariante zu wählen.
Knoten: Als Knoten für die Befestigung der Ösen (oder je nach Modell auch Schlaufen) eignet sich am besten eine Palstek-Schlaufe. Klassische Befestigungspunkte für das andere Ende des Seils sind z.B. Baumstämme, Äste, Pfosten, etc. in der Umgebung. Das Seil wird dabei mittels Topsegelschotstek oder Abspannknoten festgepannt.
Die Zugrichtung der Abspannseile sollte möglichst die Winkelhalbierende des Tarpabschnittes darstellen. Aber es ist in der Winkelhalbierenden kein Fixpunkt vorhanden? Auch dazu gibt es eine Lösung: Du kannst durch eine Öse zwei Seile anbringen, die im gleichen Winkel zur Winkelhalbierenden orientiert sind. Bei starkem Wind können auch zwei Ösen mit je zwei Seilen kombiniert werden.
Betrachten wir das Ganze von der Seite, dann sollte die Zugrichtung der Seile parallel zur Tarpfläche orientiert sein (siehe untere Skizze). Man kann mit einem Ast, Wanderstock oder Paddel auch eine Stütze erstellen. In diesem Fall wird das Seil ungefähr in der Winkelhalbierenden zwischen Tarpfläche und Stütze abgespannt. So teilt sich die Zugkraft nach dem Kräftedreieck in zwei gleichgrosse Komponenten auf: Eine parallel zur Tarpfläche (damit das Tarp ein optimaler Zug hat) und die andere parallel zur Stütze in Richtung Boden (damit das Tarp optimal darauf aufliegt).
Stützen (wie Äste, Wanderstöcke oder Paddel) müssen unbedingt durch ein mehrmaliges Umwickeln gesichert werden, so dass die ganze Konstruktion bei Wind nicht auseinanderfällt.
Leider gibt es nicht immer genug Bäume, dicke Äste der Pfosten in der Umgebung, an denen das Tarp einfach und schnell abgespannt werden kann. Doch auch für solche Fälle gibt es zahlreiche Möglichkeiten:
Heringe: Mit Heringen kannst du die Seile am Boden abspannen. Falls das Tarp direkt am Boden aufliegt, kann das Tarp auch ohne Seil direkt am Boden fixiert werden. Die Heringe können bedarfsweise mit Steinen verstärkt werden.
Schweres Objekt: Das Seil wird an ein schweres Objekt (Totholz oder Steinblock) fixiert.
Schwere Steine direkt auf das Tarp: Das am Boden aufliegende Tarp wird direkt mit schweren Steinen befestigt. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass dies bei Wind nicht viel bringt. Denn dass das Tarp wird trotzdem innerhalb von Minuten bis Stunden in ganz kleinen Schritten von den Steinen weggeschleift. Die Reibung führt ausserdem zu Schäden am Tarp!
Dynamischer Zugpunkt: Wenn sich dein idealer Zugpunkt zwischen zwei guten Befestigungspunkten befindet, gibt es die Möglichkeit diese mit einem Seil zu verbinden. Ein Vorteil des Dynamischen Zugpunktes: Er richtet sich beim Abspannen automatisch zur perfekten Zugrichtung ein.
Kleinstrauch: Der gesamte Strauch wird erst mit einer Schlinge „gefangen“ und danach mehrmals mit dem Seil umwickelt.
Grasbüschel / Zwergstrauch: Die Befestigung erfolgt im Grunde analog wie beim Strauch. Doch das Problem ist, dass ein Grasbüschel oder ein filigraner Zwergstrauch alleine noch zu wenig Festigkeit hat, um dem Zug standzuhalten. Dies kann jedoch gelöst werden indem einfach mehrere Befestigungspunkte durch Dynamische Zugpunkte parallel geschalten werden, z.B. als Doppel- oder sogar Vierfachanker (siehe Skizze unten).
Felsrisse: Dazu wird am Zugpunkt ein dicker Knoten („Felsanker“) erstellt, der hinter einem genügend engen Felsriss platziert wird, wo er nicht mehr durchrutschen kann (siehe Skizze unten)
Schneeanker: Das Seilende wird um einen Ast gebunden, welcher danach im Schnee vergraben wird.
Die Wahl der Aufbauvariante ist von vielen Faktoren abhängig, wie z.B. der Wind- / Regensituation, den vorhandenen Befestigungspunkten, persönlichen Präferenzen, usw. Ausserdem bringt ein Tarpmodell je nach Grösse, Geometrie, Material (steif oder elastisch) und Positionen der Ösen / Schlaufen unterschiedliche Voraussetzungen mit.
A-Frame: Die klassische Aufbauvariante ist der «A-Fame». Dabei handelt es sich um das «klassische Gibeldach». Der Scheitel (auch «Ridgeline» genannt) wird dabei von einem horizontal gespanntem Seil getragen.
Der A-Frame kann in der Luft oder auch direkt dem Boden anliegend erstellt werden. Für die Ridgeline können, statt einem horizontales Seil, auch zwei Stützen verwendet werden (siehe folgende Skizze unten rechts):
Je nach Situation kann oder will man den Scheitel nicht in der Mitte haben. So ist z.B. bei Wind eine asymmetrische Form durchaus erwünscht.
Beliebt und einfach aufzubauen sind auch «Schrägdach»-Varianten. Damit kann die Fläche des Tarps optimal ausgenutzt werden. Schrägdächer, die nicht bis zum Boden reichen können jedoch sehr windanfällig sein.
Diagonalframe: Dieses Frame einet sich vor allem für quadratische Tarps und bietet durch die stromlinienförmige Form einen guten Windschutz. Ein Diagonalframe kann auch mit einem rechteckigen Tarp gemacht werden, indem dieses zu einem Quadrat gefaltet wird.
Tipi: Diese Variante kommt einem Zelt am nächsten und bietet dabei einen maximalen Schutz vor Wind und Regen.
Zum Aufbau werden erst die zwei Hinteren Ecken mit Heringen am Boden fixiert (so dass die Seite dazwischen gespannt ist). Danach werden die zwei inneren Ösen der vorderen Seite (Seite Eingang) provisorisch zusammengeknotet. Nun wird das Tarp auf einen Wanderstock oder Ast abgestützt (Achtung: Es darf dem Tarp nichts Spitziges anliegen!). Die optimale Stock- oder Ast-Länge bei einem 2x3 Meter Tarp beträgt dabei ca. 1m. Nun werden zwei vorderen Ecken fest mit Heringen am Boden abgespannt und schliesslich die Ecke oberhalb des Einganges (mit den zwei zusammengeknoteten Ösen) mit einem Seil auf den Boden abgebunden.
Es sind unzählige weitere Aufbauvarianten möglich. Hier lohnt es sich selbst kreativ zu sein.
Gruppencamp
Bist du mit einer grösseren Gruppe unterwegs, dann gehört nebst den individuellen Schlafplätzen auch ein Gruppencamp dazu. Ein Gruppencamp ist ein Ort, der vor der Witterung (Regen, Wind, Sonne) geschützt ist und in dessen Mitte ein angenehmes Feuer für Wärme und Gemütlichkeit sorgt. Hierzu gibt es unendlich viele Varianten wie du dies mit einer oder mehreren Planen, Seilen und gesammelten Ästen bewerkstelligen kannst. Wichtig dabei ist, dass über der Feuerstelle immer eine Öffnung für die Abluft (mit dem Rauch) vorhanden sein muss.
Für eine Gruppe von 10-20 Personen eignet sich z.B. folgender Aufbau:
Für den Aufbau werden benötigt:
4 Tarps à 3x4 Meter
4 Äste von 4 Meter Länge
16 lange Seile (zum Abspannen der Ecken), Gesamtlänge > 100 Meter
4 kurze Seile (Verbindung Äste-Tara)
Vorab noch ein paar wichtige Punkte:
Für den Aufbau werden mindestens 5 Personen (besser einige mehr) benötigt.
Die Befestigungspunkte müssen sich jeweils bei allen Tarps auf der gleichen Höhe befinden, ansonsten geht die Konstruktion geometrisch nicht auf.
Nun zum Aufbau:
1. Vor dem Aufbau wird erst der Standort begutachtet. Die vorhandenen Befestigungsmöglichkeiten bestimmen dabei die Orientierung der Konstruktion.
2. Die Tarps werden auf dem Boden in die richtige Anordnung ausgebreitet. Sie überlappen sich jeweils um 1 Meter. Die Überlappung zeigt immer in dieselbe Richtung (Uhrzeiger- oder Gegenuhrzeigersinn).
3. An den äusseren Ecken werden lange Seile angebracht.
4. Die Äste werden unter die Tarps geschoben und an den Ösen der Inneren Öffnung auf der Höhe von ca. 3 Meter befestigt. Die Befestigung erfolgt mit den kurzen Seilen. Dazu reicht in den zwei Ösen und am Ast je ein doppelter Überhandknoten.
5. Alle Äste werden gleichzeitig vertikal aufgerichtet (braucht 4 Personen dazu). Bei Bedarf wird die Konstruktion noch etwas gedreht und dabei noch optimaler den Befestigungspunkten ausgerichtet.
6. Nun werden die Seile (der äusseren Ecken) an den Befestigungspunkten fixiert. Bis dies erfolgt ist, müssen die Äste weiterhin durch die 4 Personen festgehalten werden.
Falls für die Seile keine passenden Befestigungspunkte vorhanden sind, werden diese über einen Äst oder Stock auf den Boden abgebunden:
7. Am Ende folgt die Fixierung der inneren Ecken. Die Seile werden jeweils durch die Ösen des benachbarten Tarps durchgefädelt.
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