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AutorenbildDavid Büsser

Was ist eigentlich ein Sternbild?

Aktualisiert: 12. Sept. 2023

Sterne sind für uns auf der Erde Lichtpunkte am Himmel, die aus einer bestimmten Richtung kommen. Kann man am Himmelsgewölbe bei «benachbarten» Sternen ein bekanntes Objekt, wie z.B. ein Löwe, Bär oder Fisch erkennen, dann spricht man von einem Sternbild. Ein Sternbild ist am Ende nichts anderes als einfach ein Muster, das wir Menschen am Nachthimmel in der Anordnung der Sterne hineininterpretieren. Faszinierend ist wie z.B. das Sternbild des Grossen Bären, des Adlers oder des Delphins tatsächlich den Umriss des entsprechenden Tieres aufweisen.

Sternbilder Löwe (links) und Orion (rechts)

(Quellen: ©Denis Rozhnovsky und ©ALEXANDR YURTCHENKO - stock.adobe.com)


"Ein Sternbild ist ein durch Menschen interpretiertes Muster aus der Anordnung von Sternen ähnlicher Richtung"


Die Sterne im selben Sternbild strahlen also aus einer ähnlichen Richtung. Heisst das nun, dass die Sterne im selben Sternbild etwas miteinander zu tun haben?


Antwort: Ganz klar Nein! Nur die von der Erde aus betrachtete Richtung ist entscheidend: Die Sterne im selben Sternbild haben nichts miteinander zu tun! Sie liegen lediglich von der Erde aus gesehen in ähnlichen Richtungen, können jedoch Dimensionen voneinander entfernt liegen. Die Anordnung, wie wir sie von der Erde aus sehen ist nur die entsprechende 2D-Projektion am Himmelsgewölbe.

Sternbilder (hier am Beispiel Kassiopeia) sind eine 2D-Projektion!

Sternbilder (hier am Beispiel Kassiopeia) sind eine 2D-Projektion!


"Die Sterne im selben Sternbild haben nichts miteinander zu tun!"


Am Ende sind es wir Menschen, die im Chaos von Stern-Lichtpunkten am Himmelsgewölbe Formen erkennen, die uns an Wagen, Schlangen, Krieger, Skorpionen, etc. erinnern. Wir können nicht anders, denn es ist die Art wie wir die Aussenwelt wahrnehmen. Man weiss aus der Neurologie: Alles was sich auf dieselbe Weise verarbeiten lässt, wird gleich erkannt (Konstruktionsprinzip). Genau deshalb erkennen wir ja auch bei :), also zwei einfachen Zeichen nebeneinander, ein «lachendes Gesicht». Analog sehen wir an einer Sternenanordnung ein «Grosser Bär», also ein Tier mit Körper, Kopf, Beinen und sogar Tatzen.

was beim Erkennen vom Smiley funktioniert....

(Quellen: Roman 92 - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1423165 und ©blvdone - stock.adobe.com)


... funktioniert auch bei den Sternbildern (hier Grosser Bär)

(Quellen: Till Credner - Eigenes Werk: AlltheSky.com, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20042019 und obert F. Tobler - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46854733)


Die Sache mit den Sternbildern ist aber keineswegs nur ein künstlerisches Spiel, sondern erlaubt Ordnung ins ganze Lichtpunkte-Chaos zu bringen. Die Sternbilder am Nachthimmel sind die Länder auf der Weltkarte. Um eine Stadt (wie z.B. Basel) auf der Weltkarte zu finden, sucht man sich ja auch erstmal das entsprechende Land (Schweiz, ca. in der Mitte Europas) und von dort aus die Stadt (Basel beim Rheinknie im Nordwesten des Landes).


Das Gleiche gilt für die Sterne: Sucht man am Nachthimmel ein Stern (z.B. Rigel), so blickt man in die Tages- und Jahreszeit entsprechende Richtung (abends im Januar ca. Südosten) und erkennt das entsprechende Sternbild (Orion) und dann darin den Stern (im Falle von Rigel: am rechten «Fuss» des Orion). Analog zum Breiten- und Längengrad auf der Landkarte, findet man Sterne übrigens auch mit der Rektaszension (analog zum Längengrad) und der Deklination (analog zum Breitengrad) des Sternkoordinatensystems (siehe Artikel: Sternkoordinaten und Sternzeit – Sterne finden und die Uhrzeit mit Hilfe der Sterne bestimmen)

So wie man Städte auf den Karten findet....

(Quellen: bearbeitet aus TUBS - Eigenes Werk Diese W3C-unbestimmte Vektorgrafik wurde mit Adobe Illustrator erstellt. Diese Datei wurde mit Commonist hochgeladen. Diese Datei enthält Elemente, die von folgender Datei entnommen oder adaptiert wurden: Germany in Europe.svg (von TUBS)., CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20042256 und Tschubby - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28702000)


...findet man auch Sterne via Sternbilder, wobei die Sternbilder die "Länder" darstellen

(Quellen: bearbeitet aus ©Ulia Koltyrina - stock.adobe.com und Copyright © 2003 Torsten Bronger, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26642)


"Sternbilder sind die Länder auf der Sternkarte"


Geübte können durch die blosse Betrachtung des Nachthimmels die Sternbilder erkennen und daraus weiter die Himmelrichtungen bestimmen. Dies ist natürlich nicht nur für die Orientierung praktisch, sondern schafft auch, durch das Wiedererkennen der Muster am Nachthimmel, Vertrautheit und damit Naturverbundenheit.

Sternbild Orion

Sternbild Orion

(Quelle: ©vchalup - stock.adobe.com)


Als «Länder» in der «Landkarte» des Nachthimmels hat die Internationale Astronomische Union IAU offizielle Sternbilder festgelegt. Eine Auflistung findet ihr auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Sternbilder.


Die Sterne im entsprechenden Sternbild können nach der Bayer Klassifikation (https://de.wikipedia.org/wiki/Bayer-Bezeichnung) anhand des Sternbildes benannt werden. Ausgehend vom Genitiv des jeweiligen lateinischen Sternbildnamens (z.B. Aquilaue für das Sternbild Adler) werden die Sterne mit dem griechischen Alphabet, der Helligkeit nach durchnummeriert (hellster Stern α, zweithellster β-, usw.). Der Name des Sternes ergibt sich nun aus seinem griechischen Buchstaben und dem lateinischen Sternbildnamen. «Altair», der hellste Stern im Sternbild Adler heisst somit «α Aquilaue». Die hellsten Sterne am Nachthimmel werden jedoch in der Regel mit ihrem Eigennamen (wie «Altair») angesprochen. Diese Eigennamen stammen oft aus dem Arabischen oder Lateinischen. Die Autorität für die Benennung der Eigennamen liegt auch hier bei der Internationale Astronomische Union IAU.

Sternkarte des nördlichen Sternenhimmels (stereographische Projektion)

Sternkarte des nördlichen Sternenhimmels (stereographische Projektion)

(Quelle: bearbeitet aus ©Ulia Koltyrina - stock.adobe.com)


Ältere Kulturen haben ganze Personen und Mythen in die Sternbilder hineinprojiziert, wie z.B. König «Kepheus» und dessen Gemahlin «Kassiopeia», deren Tochter «Andromeda» vom edlen Ritter «Perseus» von einem Orakel befreit wurde. Mythen können zwar spannend sein, doch noch immer geistert die Vorstellung herum, dass eingeweihte Leute aus den Sternbildern den Charakter einer Person und dessen Zukunft vorhersagen können. In den Zeitungen gibt es auch heutzutage immer noch die entsprechenden Rubriken.


Bekanntlich kannst du mit deinem Geburtsdatum dein «Sternzeichen» bestimmen. Die 12 «Tierkreiszeichen» entsprachen in der Antike ungefähr dem Sternbild, wo sich am entsprechenden Datum gerade die Sonne befand. Der Tierkreiskalender ist heute noch derselbe wie in der Antike. Die Sternbilder haben sich jedoch wegen der Präzession (Kreiselbewegung der Erdachse) der Erde verschoben, d.h. sie verspäten sich um ca. einen Monat.


Wie vorher erwähnt, haben die Sterne im entsprechenden Sternbild nichts miteinander zu tun, sie sind nur aufgrund der Position der Erde in der Milchstrasse per Zufall am Himmelsgewölbe genau so angeordnet. Warum die pseudowissenschaftliche Astrologie immer noch so beliebt ist, man sich trotzdem im Sternbild-Charakter erkennen kann und gewisse Vorhersagen auch tatsächlich eintreffen, ist übrigens ein interessantes psychologisches Thema (Stichwort «menschliche Denkfehler», «Confrimation Bias»,…).


Also, erkenne in den Sternbildern nur das was sie auch wirklich sind, nämlich von Menschen interpretierte Muster in der Anordnung der Stern-Lichtpunkte am Nachthimmel, die ihrerseits durch 2D-Projektion am Himmelsgewölbe entstehen. Lerne die Sternbilder von blossem Auge zu erkennen und nutze sie zur Orientierung oder einfach nur, um in der dunklen Nacht, durch das Wiedererkennen von vertrauten Mustern, eine tiefe Naturverbundenheit zu erleben.


Viel Spass an den astronomischen Sternbilder!


David

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