....Zeichen des Wetters verstehen.
Nun ist es Zeit die Wolkenklassifikation kennen zu lernen. Dies zeige ich dir in diesem 2. Teil. Ausserdem werde ich noch die Zeichen vorstellen, auf die du bei der Wolkenbestimmung achten solltest. Im 1. Teil habe die Grundlagen zur Wolkenbildung und Wolkenauflösung gezeigt. Die einzelnen Wolkengattungen mit all Ihren Arten und Unterarten, sowie Entstehung, Bedeutung und Rückschlüsse fürs Wetter zeige ich dir im 3. Teil. Die Gattung Cumulonimbus und weitere Eigenschaften von Gewittern zeige ich dir schliesslich im Teil 4.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen der Wolkenklassifikation
Grundlagen der Wolkenklassifikation
Die Wolkenklassifikation wird international durch die World Meteorological Organisation (WMO) genormt. Dabei geht es um die Erscheinung der Wolke (Höhe, Form und Struktur) und nicht wie sie entstanden ist. Eine bestimmte Wolkenart kann somit mehrere Entstehungsursachen haben. Die Einteilung der Wolkentypen erfolgt ähnlich wie in der Biologie in Familie, Gattung und Art. Zur noch etwas detallierteren Beschreibung kommen noch Unterarten, Sonderformen und Begleitwolken dazu.
Familie: wie hoch ist die Wolke ?
Die Familie bezieht sich auf die Höhe der Wolke:
Hohe Wolken («cirr»-Stockwerk): Das hohe Stockwerk (ca. 5-13 km Höhe) ist dadurch charakterisiert, dass die Wolken praktisch nur aus Eiskristallen bestehen. Die Wolkennamen der Gattungen beginnen mit Cirr- (Gattungen: Cirrus, Cirrocumulus, Cirrostratus).
Mittelhohe Wolken («alt»-Stockwerk): Im mittleren Stockwerk (ca. 2-7 km Höhe) kommen sowohl Wassertröpfchen (vielfach unterkühlt), als auch Eiskristalle vor. Die Wolkennamen der Gattungen beginnen mit Alt- (Gattungen: Altocumulus und Altostratus).
Tiefe Wolken: Im tiefen Stockwerk (bis ca. 2km Höhe), kommen praktisch nur Wassertröpfchen vor. Die Wolkennamen der Gattungen haben keine Vorsilben (Gattungen: Cumulus und Stratus).
Stockwerksübergreifende Wolken: Die Wolken haben eine grosse vertikale Ausdehnung, die mehrere Stockwerke umfasst. Die Wolkennamen der Gattungen enthalten die Silbe «nimb» (Gattungen: Nimbostratus und Cumulonimbus).
Die Stockwerksgrenzen sind je nach Ort und Jahreszeit unterschiedlich, d.h. je wärmer die Temperaturen, desto höher. Die maximale Höhe der (klassischen) Wolken liegt bei der Tropopause (Grenze zur darüber liegenden Stratosphäre) auf durchschnittlich 13km Höhe. Letztere schwankt ebenfalls je nach Temperatur der Luftmasse.
Gattung: welche Form hat die Wolke ?
Die weitere Einteilung in die Gattung bezieht sich auf die Form der Wolke:
schleierförmig: diese Form kommt nur im obersten Stockwerk vor, die entsprechende Gattung heisst Cirrus
haufenförmig: Name mit der Endung -cumulus
schichtförmig: Name mit der Endung -stratus
Einteilung der Wolkengattungen nach Stockwerk und Form
(Quelle: bearbeitet aus ©blueringmedia - stock.adobe.com)
Der Name der Gattung ergibt sich nun (meist) aus einer Kombination mit der entsprechenden Familie:
hohe Wolke + schleierförmig: Cirrus
hohe Wolke + haufenförmig: Cirrocumulus
hohe Wolke + schichtförmig: Cirrostratus
mittelhohe Wolke + haufenförmig: Altocumulus
mittelhohe Wolke + schichtförmig: Altostratus
tiefe Wolke + haufenförmig: Cumulus
tiefe Wolke + schichtförmig: Stratus
tiefe Wolke + etwas zwischen haufen- und schichtförmig: Stratocumulus
stockwerksübergreifend + haufenförmig: Cumulonimbus
stockwerksübergreifend + schichtförmig: Nimbostratus
Cirrus: hohe Wolke + schleierförmig
(Quelle: CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=225666)
Cirrocumulus: hohe Wolke + haufenförmig
(Quelle: King of Hearts - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10903373)
Cirrostratus: hohe Wolke + schichtförmig
(Quelle: CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=454079)
Altocumulus: mittelhohe Wolke + haufenförmig
(Quelle CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=121026)
Altostratus: mittelhohe Wolke + schichtförmig
(Quelle: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=315660)
Cumulus: tiefe Wolke + haufenförmig
(Quelle: Janne Naukkarinen - Janne Naukkarinen, Pubblico dominio, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=874771)
Stratus: tiefe Wolke + schichtförmig
(Quelle: Simon A. Eugster - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17484058)
Stratocumulus: tiefe Wolke + etwas zwischen haufen- und schichtförmig
(Quelle: ©JMB - stock.adobe.com)
Cumulonimbus: stockwerksübergreifend + haufenförmig
(Quelle: Photo taken by Bidgee - User:Bidgee's Own work, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=832919)
Nimbostratus: stockwerksübergreifend + schichtförmig
(Quelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74402)
Arten: Erscheinung noch etwas detallierter
Die eine oder andere Gattungsbezeichnung, wie z.B. Cumulus, wird dir sicher bekannt vorkommen. Die Arten beschreiben die Erscheinung der Wolke (Form, Struktur, etc) noch etwas detaillierter. Der Name einer Wolkenart wird gebildet aus der Gattung und nachgestellter Art-Bezeichnung. So werden z.B. Altocumulus der Art «lenticularis» mit «Altocumulus lenticularis» bezeichnet. Es können 7 Arten jeweils in mehreren Gattungen vorkommen. Weitere 7 Arten treten nur in einer bestimmten Gattung auf.
Die Arten, welche in mehrere Gattungen vorkommen können sind:
stratiformis: Wolken treten in ausgedehnten Feldern auf und bedecken dabei den Himmel teilweise bis vollständig
Altocumulus stratiformis: Die Wolkenhaufen treten in einem grösseren Feld auf
(Quelle: Mike aus dem Bayerwald, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23196786)
nebulosus: auf der Wolkenunterseite sind keine Strukturen oder Unterteilungen in Elementen unterschiedlicher Farbe zu erkennen.
Stratus nebulosus: An der Unterseite der Wolke sind keine Strukturen zu erkennen
(Quelle: Simon A. Eugster - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17484058)
fibratus: Die Wolke hat eine Struktur aus geraden bis gekrümmten Fasern, welche durch das Verwehen von Eiskristallen entsteht. Diese Art tritt im hohen Stockwerk (Eiskristalle!) bei Cirrus und Cirrostratus auf.
Cirrus fibratus
(Quelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=101260)
lenticularis: Wolkenform erinnert an Linsen, Mandeln, Zeppeline, Fische oder UFOs. Die Wolkenränder dabei meist sehr klar definiert, weil das Sonnenlicht durch feine Wassertröpfchen rasch zurückgestrahlt wird. Sie bilden sich durch Leewellen (siehe Teil 1, Abschnitt «Hebung durch Leewellen»). Da die Luftpakete mit dem Wind durch die Wolke hindurchströmen bleibt die Wolke stationär (schöner Zeitrafer aus Colorado). Lenticularis-Wolken kommen vor allem bei der Gattung Altocumulus vor, manchmal auch bei Stratocumulus und selten bei Cirrocumulus. Wenn sich in der Luftschichtung mehrere Lagen unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit abwechseln, können sich auch mehrere lenticularis-Schichten übereinander bilden («Moazagotl-Wolken»). Lenticularis-Wolken können sich auch im Vorfeld einer sich rasch bewegenden Kaltfront bilden.
Altocumulus lenticularis: Die Ränder sind sehr scharf begrenzt und die Form erinnert an Linsen, Mandeln, Zeppeline oder UFOs
(Quelle: Myself - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=923907)
Geschichtete Altocumulus Lenticularis: Bei den klassischen UFOs handelt es sich um lenticularis-Wolken aus mehreren Schichten. Dabei werden mehrere Luftschichten übereinander über das Kondensationsniveau gehoben.
(Quelle: ©Matt Ruglys - stock.adobe.com)
der Aufbau einer geschichteten lenticularis Wolke kommt dadurch zustande, dass mehrere Luftschichten übereinander jeweils über ihr individuelles Kondensationsniveau gehoben werden (Grafik schematisch)
castellanus: Aus einer zusammenhängenden Wolkenschicht wachsen einzelne Türmchen in die Höhe. Dabei sieht die Wolken wie eine Burg aus (das lateinische «castellanus» bedeutet «zinnenförmig»). Die Türmchen bilden sich durch Konvektion aufgrund feuchtlabiler Luftschichtung (ohne Einfluss von Thermik!). Letztere ergibt sich z.B. durch das Heranwehen von kalter Luft in der Höhe (siehe Abschnitt «Hebung durch Höhenkaltluft») oder durch grossräumige Hebung von Luftmassen in einem Tiefdruckgebiet (siehe Abschnitt «Hebung im Tiefdruckgebiet allgemein»). Treten Wolken der Art castellanus auf, ist das ein Signal für eine eher labile Atmosphäre im entsprechenden Stockwerk. Die Türmchen sind in der Regel nur vom Blick aus der Seite gut sichtbar.
Stratocumulus castellanus
(Quelle: Merikanto, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1580022)
floccus: Die Wolken sind als «Flocken» in einer Gruppe angeordnet. Die Untergrenze der Wolke erscheint eher schroff und ist oft durch Fallstreifen («Virga») ausgefranst.
Altocumulus floccus (Quelle : Malosse — Travail personnel, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=59461700)
fractus: Die Wolke besteht aus unregelmässig angeordneten, schroffen Fetzen. Der Wolkenverband scheint dabei wie zerrissen, mit undeutlichen und ausgefransten Rändern. Die Form ändert ständig, indem sich an den einen Bereichen Wolkenteile auflösen und an anderen Stellen neue Wolkenteile gebildet werden. Diese Art kommt bei Stratus und Cumulus vor, wenn die Wolken sich auflösen oder durch starken Wind auseinandergerissen werden. Bei Cumulus können sie auch das Frühstadium bei der Entstehung einer neuen Cumulus humulis darstellen.
Cumulus fractus
(Quelle: Thomas Bresson - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26312591)
Die restlichen 7 Arten, welche nur in einer bestimmten Gattung vorkommen, werden in den entsprechenden Abschnitten im Teil 3 genauer beschrieben. Es sind:
Cirrus uncinus: Fasern weisen eine hakenförmige Form auf
Cirrus spissatus: Cirrus ist so dicht, dass die Sonne fast vollständig verdeckt wird
Stratocumulus volutus: eine langgezogene «Stratoscumulus-Rolle»
Cumulus humulis: kleine Cumulus mit geringer Höhenausdehnung
Cumulus mediocris: Cumulus mit mittlerer Höhenausdehnung
Cumulus congestus: mächtige hohe Cumulus
Cumulonimbus calvus: in den oberen Bereichen sind die Umrisse gegenüber der Cumulus congestus weniger deutlich
Cumulonimbus capillatus: in den oberen Bereichen hat die Wolke Teile mit einer faserigen (cirrus-ähnlichen) Struktur
Unterart: zur Beschreibung weiterer Eigenschaften
Je nach Eigenschaften der Wolke können die Arten durch die 9 Unterarten noch weiter differenziert werden. Der Name der Unterart wird dazu dem Artnamen angehängt. Ausgedehnte Altocumuli (Altocumulus stratiformis) mit wellenförmiger Struktur (Unterart «undulatus») werden so als «Altocumulus stratiformis undulatus» bezeichnet. Eine Wolke kann auch mehrere Unterarten umfassen (z.B. «Stratocumulus stratiformis perlucidus radiatus»)
7 Unterarten können in mehrere Arten auftreten. Dies sind:
translucidus: Die Sonne oder der Mond können so gut durch die Wolke durchscheinen, dass ihre Position gut erkennbar ist.
Altocumulus translucidus: Die Position der Sonne ist sehr gut erkennbar
(Quelle: The Great Cloudwatcher — Travail personnel, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17603477)
perlucidus: wenn bei einer Wolkenschicht die Lücken zwischen den Einzelwolken so gross sind, dass dahinter der blaue Himmel, andere Wolken, die Sonne oder der Mond sichtbar ist.
Altocumulus stratiformis perlucidus
(Quelle: The Great Cloudwatcher - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18120201)
opacus: die Wolke ist so dicht, dass die Sonne oder der Mond komplett verdeckt wird.
Stratus nebulosus opacus: Die Sonne wird vollständig verdeckt (Quelle: By PiccoloNamek - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=463485
radiatus: Die Wolken sind in parallelen Bändern angeordnet. Rein perspektivisch scheinen sich die Bänder gegen den Horizont anzunähern. Meist sind diese Bänder parallel zur Windrichtung angeordnet.
(Quelle: ©Menyhert - stock.adobe.com)
undulatus: Die Wolken sind in wellenartigen Strukturen angeordnet. Die wellenartige Struktur entsteht durch Windscherung, d.h. wenn sich zwei Luftschichten unterschiedlicher Dichte mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und/oder Richtung übereinander bewegen. Die Wellen sind dabei senkrecht zur Windrichtung ausgerichtet. Manchmal überlagern sich auch zwei Wellensysteme. Bei der Bildung solcher Strukturen handelt es sich im Grunde um den gleichen Effekt wie bei der Entstehung von Wasserwellen (leichter Wind aus «Luft» weht über die Oberfläche des schwereren Wassers). Die unterschiedliche Dichte der zwei Luftschichten ergibt sich durch einen Temperaturunterschied. So ist es auch kein Zufall, dass undulatus-Strukturen meist mit einer Inversion assoziiert sind. Sie können u.a. in der Aufzubewölkung vor einer Warmfront / Warmfrontokklusion vorkommen (grossräumiges Aufgleiten von warmer über kalter Luft bildet eine Aufgleitinversion). Wellenstrukturen können sich auch bei den durch Turbulenz gebildeten Wolken bilden, weil dessen Obergrenzen ebenfalls oft Inversionen darstellen.
Altocumulus stratiformis undulatus
(Quelle: ©hardtodigit - stock.adobe.com)
lacunosus: es treten in einer dünnen Wolkenschicht in regelmässiger Form runde Lücken auf. Diese verleihen der Schicht ein wabenförmiges Aussehen. Die Wolkenränder sind in der Regel ausgefranst. Das Aussehen ändert sich dabei in kurzer Zeit sehr dynamisch.
Cirrocumulus stratiformis lacunosus
(Quelle : Simon Eugster --Simon 12:53, 8 Apr 2005 (UTC) — Travail personnel, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=101238)
duplicatus: Es befinden sich zwei Schichten der gleichen Wolkengattung auf unterschiedlichen Höhen übereinander.
zwei Schichten von Altocumulus übereinander («Altocumulus stratiformis perlucidus duplicatus»)
(Quelle: ©hardtodigit - stock.adobe.com)
Die restlichen 2 Unterarten können nur bei Cirren auftreten (für Details siehe Teil 3, Abschnitt Cirrus):
Cirrus inortus: Struktur mit verflochten, bzw. ineinander verdrehten Fasern
Cirrus vertebratus: Struktur, die an ein Fischskelett erinnert
Sonderformen: sonderbare Formen werden auch erwähnt
Weiter treten bei den Wolken folgende Sonderformen auf (Namen wird wiederum dem Wolkennamen angehängt):
virga: Niederschlag aus der Wolke, welche den Boden nicht erreicht (vorher wieder verdunstet), sichtbar in der Form von herunterhängenden Streifen. In den mittleren bis hohen Wolken handelt es sich meist um Eiskristalle, die dem Fallstreifen eine faserige Struktur geben. Damit Niederschlag entsteht, müssen meist sowohl unterkühlte Wassertröpfchen, als auch Eiskristalle in der Wolke vorkommen.
Altocumulus floccus virga
(Quelle: Bidgee - Own work, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3868683)
praecipitatio: Fallstreifen mit Niederschlag, der den Boden erreicht (also der klassische Regen oder Schneefall)
Nimbostratus praecipitatio
(Quelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74402)
cavum: Auch genannt «Hole-Punch Cloud». Durch das lokale «Ausregnen» (besser gesagt «Aus-Schneien»), meist als virga, bilden sich Löcher in der Wolke. Für die konzentrierte Niederschlagsbildung müssen in einem eng begrenzten Bereich nebst unterkühlten Wassertröpfchen auch Eiskristalle vorhanden sein. Diese können z.B. durch Flugzeuge entstehen, wenn diese die Wolken durchfliegen: Hinter dem Flugzeug gibt es Stellen, wo der Luftdruck rasch abfällt und sich so die Luft rasch abkühlt. Eiskristalle können aber auch aus dem Niederschlag von höhergelegenen Wolken stammen.
Altocumulus stratiformis perlucidus cavum. Im Loch hat sich die Wolke «ausgeschneit».
(Quelle: Ghiaccioman - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=75333894)
mamma: an der Wolkenuntergrenze treten beutelförmige Ausstülpungen nach unten aus. Über ihre Entstehung gehen die Meinung auseinander.
Mamma an der Wolkenuntergrenze
(Quelle: Miguel Cuello - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24001446
fluctus: Formen an der Wolkenobergrenze, die an brechende Wasserwellen erinnern. Sie entstehen bei starker Windscherung. Dabei wird die untere Schicht in die obere Schicht verwirbelt (sogenannte Kelvin-Helmholtz-Wirbel). Wenn keine Wolkenbasis vorhanden ist, dann entstehen die fluctus-Wolken nur, wenn bei der Hebung im Wirbel der Taupunkt unterschritten wird.
fluctus: Verwirbelungen durch Windscherung
(Quelle : Le Pilote — Travail personnel, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=72140862)
asperitas: Es treten auf der Wolkenunterseite unregelmässige wellenförmige Strukturen nach unten auf. Kommt sehr selten bei Altocumulus oder Stratocumulus vor.
Altostratus opacus undulatus asperitas
(Quelle: Localpower - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=102514205
weitere Sonderformen wie incus, arcus, murus und cauda treten praktisch nur bei Cumulonimbus auf (arcus und tuba selten auch bei Cumulus) und werden im entsprechenden Abschnitt (Teil 4) genauer erläutert
Begleitwolken: Wolken als Begleiter der Hauptwolke
Zu guter Letzt gibt es noch die Begleitwolken. Diese treten als Begleiter einer grösseren Wolke auf:
pannus: Wolkenfetzen, die bei Niederschlag unter der Wolkenschicht von Nimbostratus, Altostratus oder Cumulonimbus entstehen. Die Verdunstung des Niederschlages führt zum Ansteigen der Luftfeuchtigkeit unter der Wolke. Ausserdem kühlt sich die Luft ab, wenn Schneeflocken zu Regen schmelzen (Entzug der Schmelzwärme). In dieser feucht-kalten Luft Wolke bilden sich dann die Pannus-Fetzen, wenn Luftpakete durch Turbulenz über das Kondensationniveau gehoben werden. Die Hebung der Luftpakete kann auch durch Konvektion erfolgen, indem die Abkühlung zu instabiler Luftschichtung und so zur Bildung von Konvektionszellen führt. Winde reissen die Wolken auseinander. Je nach Form der Fetzen handelt es sich um Wolken der Art Stratus fractus (zerrissene Schicht mit Fetzen aus rundum eckig-ausgefransten Rändern), Stratocumulus (Wolke aus Haufen mit der Form von runden Ballen oder Walzen) oder Cumulus fractus (Wattebausch-Einzelwolken mit klarer Wolkenunterseite, Oberseite meist rundlich). Die Fetzen sind meistens dunkler als die dahinterliegende Mutterwolke.
Pannus-Fetzen unter einer Altostratus-Schicht (Altostratus translucidus pannus)
(Quelle: Couch-scratching-cats - Own work, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=110575786)
pileus: flache Begleitwolke mit der Form einer Kappe über der eigentlichen Mutterwolke (Cumulus congestus oder Cumulonimbus). Der pileus bildet sich, wenn durch den Aufwind innerhalb der Hauptwolke auch die Luft darüber angehoben wird. Damit dabei Luftschichten unter den Taupunkt abgekühlt werden, muss die Luftfeuchtigkeit entsprechend hoch sein. Eine hohe Luftfeuchtigkeit bedeutet aber auch, dass die Gewitterneigung eher hoch ist. Wird deshalb ein pileus über einer Cumulus beobachtet, dann ist die Chance gross, dass sich daraus ein mächtiger Cumulonimbus mit Gewitter daraus entwickelt.
pileus über einer Cumulus humilis
(Quelle: James St. John - Cumulus pileus cloud (9 July 2016) (Yellowstone, Wyoming, USA) 8, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=87767158)
velum: breiter Wolkenschleier seitlich der Hauptwolke (Cumulus congestus oder Cumulonimbus). Man könnte sie auch als «Altostratus-Ring» bezeichnen. Durch Winde kann der velum auseinandergerissen werden. Velum können, nachdem sich die Hauptwolke aufgelöst hat, noch weiter existieren.
velum «-Ring» um eine Cumulonimbus calvus
(Quelle: SMMcF - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39624263)
flumen: kommen nur bei Cumulonimbus mit einer Superzelle vor (siehe Teil 4, Cumulonimbus und Gewitter)
Zeichen der Wolkenbestimmung
Wie oben erläutert sind es bei der Bestimmung der Wolkenart, bzw. -unterart v.a. Kriterien wie Höhe, Form, Ausdehnung, Helligkeit oder Muster/Anordnung. Die Höhe ist dabei meist nicht direkt erkennbar und muss indirekt bestimmt werden.
Nun will ich dir die Kriterien zeigen, welche bei der Bestimmung einer Wolke wichtig sind (inkl. Stolpersteine). Wenn du draussen in den Himmel schaust, solltest du also u.a. folgende Eigenschaften «abscannen»:
Horizontale Ausdehnung der Einzelwolken:
haufenförmig: es tritt ein isolierter Wolkenbausch oder mehrere Wolkenbausche in einer Gruppe auf (möglicherweise auch zusammengewachsen).
schichtförmig: Die Wolke hat eine grosse horizontale Ausdehnung. Anhand des Farbmusters kann die Wolke nicht in kleine zusammengewachsene Einzelwolken unterteilt werden.
Spezialfall Cirren (schleierförmig): Die horizontale Ausdehnung ist gering und die Form der Einzelwolke erinnert an einen Schleier.
Spezialfall Stratocumulus: Die Unterteilung in haufen- oder schichtförmig ist nicht so eindeutig
Achtung: Falls Gruppen aus einzelnen oder zusammengewachsenen Wolkenhaufen in grösseren Wolkenfeldern vorkommen, handelt es sich nicht um Schichtwolken, sondern eine «-stratiformis» Art.
Altocumulus stratiformis: Auch wenn die Wolke eine «Schicht» darstellt, handelt es sich um eine haufenförmige Wolke, da sich einzelne Elemente in Haufen, Einzelwolken, bzw. "Bausche" unterteilen lassen
(Quelle: ©karlo54 - stock.adobe.com)
Höhe der Wolke?: im Falle von hügeligem oder bergigem Gelände kann die Wolkenuntergrenze möglicherweise abgeschätzt werden. Ansonsten sind indirekte Rückschlüsse, wie «relative Grösse der Haufen», «horizontale Sichtweite», «Helligkeit», «Kontur», «Struktur» und das «Auftreten von optischen Phänomenen» nötig.
Relative Grösse der Haufen: Halte deine Hand ausgestreckt mit einer Neigung von ca. 30° in den Himmel. Nun betrachte Grösse der Wolkenhaufen relativ zu deiner Hand?
kleiner als deine Finger (<1°): hohes Stockwerk (Cirrocumulus)
zwischen einem und drei Finger (1-5°): mittleres Stockwerk (Altocumulus)
grösser als drei Finger (>5°): tiefes Stockwerk (Cumulus oder Stratocumulus)
Horizontale Sichtweite: Hier geht es um die Sichtweite beim Blick gegen den Horizont im eher flachen Gelände. Diese kann über die Höhe der Schichtwolke Aufschluss geben
verdeckt: Untergrenze eher im tiefen Stockwerk (Stratus oder Nimbostratus)
frei: Untergrenze eher im mittleren bis hohen Stockwerk (Altostratus oder Cirrostratus)
Helligkeit der Wolkenuntergrenze: Je höher die Wolke, desto weniger dicht ist sie, d.h. desto weniger Licht wird in der Wolke absorbiert. Mit zunehmender Höhe nimmt also die Helligkeit der Wolkenuntergrenze zu. Die Helligkeit ist auch abhängig von der vertikalen Mächtigkeit der Wolke. Mit der Dichte der Wolke hängt auch die Sichtbarkeit von Mond und Sonne ab:
keine Eigenschatten (Untergrenze weiss), evtl. Himmelsblau hinter der Wolke noch sichtbar: Wolke im hohen Stockwerk
mit Eigenschatten (Untergrenze hellgrau bis grau): Wolke im tiefen bis mittleren Stockwerk
Sonne wird vollständig verdeckt: Unterart «-opacus» oder Gattung Cumulus, Cumulonimbus oder Nimbostratus
Position der Sonne/Mond hinter der Wolke noch sichtbar: Unterart «-translucidus» oder Wolke des hohen Stockwerkes
Achtung: Wenn die Sonne nahe am Horizont ist, dann können andere Farbverhältnisse vorherrschen.
die Haufenwolken im hohen Stockwerk (Cirrocumuli) sind weiss (ohne graue Stellen), haben also keine Eigenschatten, was sie von den etwas tieferen Altocumuli abgrenzen lässt
(Quelle: King of Hearts - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10903373)
Konturen: Je dichter die Wolke und je kleiner die Wolkentröpfchen, desto schärfer erscheinen dabei die Konturen, weil das Licht rascher zurückgestreut wird. Hohe Wolken sind weniger dicht und dort grenzt sich der «Wolkenkörper» nur undeutlich von der Umgebung ab. Aber auch tiefe Wolken können durch den Wind Wattebausch-artig auseinandergezupft (ausgefranst) werden. Niederschlag (virga oder praecipitatio) führt generell zum Verwischen von Konturen.
Wolkenkörper undeutlich von der Umgebung abgegrenzt: hohes Stockwerk
Wolkenkörper scharf abgegrenzt: mittleres bis tiefes Stockwerk
Wolke Wattebausch-artig auseinandergezupft: Art «-fractus», Gattung Altocumulus, Stratocumulus oder Unterart «-lacunosus»
mit Blumenkohl-artigen Quellungen: Gattung Cumulus, Art «-castellanus» oder (falls sich die Konturen in den oberen Bereichen verwischen) Art «Cumulonimbus calvus»
Verwischung durch Fallstreifen: Sonderform virga oder praecipitatio
Altocumuli im mittleren Stockwerk sind bereits gut von der Umgebung abzugrenzen, hier im Foto noch etwas Wattbausch-artig auseinandergezupft und mit leichtem Eigenschatten. (Quelle: By Rollcloud - Own work, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=112184402)
der Wolkenkörper von Cirren grenzt sich nicht so klar von der Umgebung ab (und weist eine faserige Struktur auf)
(Quelle: CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=163218)
Struktur: Wie ist die Struktur der Wolke?
faserige Struktur mit parallelen, verflochtenen oder hakenförmigen Fäden: Cirrus (siehe Bild oben) oder Cirrostratus fibratus
strukturlos: schichtförmige Wolke der Art «-nebulosus»
optische Phänomene: treten um die Sonne oder den Mond Haloeffekte, Kränze oder Irisierende Farben (siehe Artikel Farben und Farbphänomene am Himmel) auf? Achtung, nie direkt in die Sonne schauen, lieber mit dem Handy rasch ein Foto machen! Halos entstehen durch Brechung und/oder Reflexion an Eiskristallen, was bedingt, dass in der Wolke Eiskristalle vorkommen müssen. Kränze und irisierende Wolken bilden sich hingegen durch Beugung an Wassertröpfchen:
Halo: Wolke mit Eiskristalle > eher hohes Stockwerk
Kranz / irisierende Wolke: eher tiefes bis mittleres Stockwerk
Halophänomene sind typisch fürs hohe Stockwerk (v.a. Cirrostratus)
(Quelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=121107)
Kränze sind dann eher im mittleren bis tiefen Stockwerk zu finden
(Quelle: Wiebke Salzmann - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8943864)
Ausbildung der Wolkenuntergrenze: Ist die Untergrenze scharf auf einer klaren Höhe (Kondensationsniveau) abgegrenzt oder eher uneben?
scharf: Entstehung der Wolke eher durch Thermik oder grossräumige Hebung
uneben: Entstehung der Wolke eher durch Turbulenz oder die Wolke wurde durch den Wind zerrissen
die Untergrenze der Cumuli ist in der Regel scharf begrenzt (mit einem klaren Kondensationsniveau)
(Quelle: PiccoloNamek at the English-language Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=398945)
Ausbildung der Wolkenobergrenze (falls sichtbar):
turmartige Auswüchse aus zusammenhängender Schicht: Art «-castellanus»
mächtiger Amboss: Cumulonimbus capillatus incus
Vertikale Ausdehnung: Wie mächtig ist die Wolke in ihrer vertikalen Ausdehnung, bzw. wie ist das Verhältnis zwischen Breite und Höhe der Haufen?
dünne Wolken im tiefen bis mittleren Stockwerk: Cumulus humilis, Stratocumulus oder Altocumulus
starke vertikale Ausdehnung: Cumulus congestus, Nimbostratus oder Cumulonimbus
verschiedene Wolkenschichten: Diese kann dadurch erkannt werden, dass zwei verschiedene Strukturen gleichzeitig vorliegen und eine davon (untere) die andere (die obere) überlappt. Nach Sonnenuntergang beginnt ausserdem erst die untere und dann später die obere Schicht zu leuchten.
Anordnung: Wie sind die Wolkenhaufen oder -schichten angeordnet?
in parallelen Bändern: Unterart «radiatus»
Wellenstruktur: Unterart «-undulatus»
Mit den eigenen Beobachtungen und Definitionen kannst du nun die Wolkengattungen bzw. Wolkenart bestimmen. Auf der Homepage des Internationalen Wolkenatlas gibt es (nur auf Englisch) einen Bestimmungsschlüssel für die Wolkengattung. Dort wird übrigens auch auf die Bedeutung von Referenzbilder hingewiesen: Schaue dir so oft es geht Wolkenbilder an, die mit der entsprechenden Art, bzw. sonstigen Eigenschaften referenziert sind! Damit kriegst du ein Gefühl für die verschiedenen Formen und Farben. Bibliotheken mit Referenzbilder gibt es zu genüge, sowohl frei verfügbar, als auch in Buchform. Dabei kann u.a. empfehlen:
Internationaler Wolkenatlas (Englisch) https://cloudatlas.wmo.int/en/descriptions-of-clouds.html. Hier gibt es (von hochoffizieller Seite) zu jeder Wolkenart, Unterart und Sonderform gute Referenzfotos (inkl. Beschreibung)
http://www.wolken-online.de, Bilder ebenfalls mit kleiner Beschreibung
https://www.wolkenatlas.de, der Karlsruher Wolkenatlas: Sehr viele schöne Bilder und sogar Animationen, jedoch ohne Erklärungen.
Buch: Wolken und andere Phänomene am Himmel von Hans Häckel: Dieses Buch besteht nach einer kurzen Einführung aus zahlreichen Wolkenbildern mit dazugehörigen Erklärungen.
Nebst der Bestimmung der Wolkenart, bzw. möglicher Unterarten und Begleiterscheinungen, lohnt sich für die Analyse der Wettersituation auch der Blick auf folgende Parameter:
Bedeckung: wie stark wird der Himmel von Wolken abgedeckt? Achtung: Die Bedeckung scheint immer gegen den Horizont grösser zu werden. Dies liegt aber meist daran, dass dort Wolkenlücken weniger sichtbar sind. In der Nacht gibt die Sichtbarkeit von Sternen ein Gefühl für die Wolkenbedeckung.
Windrichtung: Die Zugrichtung der Wolke zeigt dir die horizontale Windrichtung in der entsprechenden Höhe und gibt ein Gefühl für die dortige Windgeschwindigkeit. Die Ausrichtung der Bänder bei der Unterart «-radiatus» weisen jeweils parallel zur Windrichtung. Achtung: lenticularis-Wolken ("Föhnwolken») bleiben trotz starkem Wind stationär.
Zeitliche Änderung: Wie ändern sich die Wolken? Werden sie mächtiger, lösen sie sich auf? bleiben sie konstant? Bilden sie sich kontant um? Werden die mit dem Wind herangewehten Wolken generell dichter oder lockerer?
Quellen
Gavin Pretor-Pinney (2006) – The Cloudspotters Guide, The Science, History and Culture of Clouds, ISBN 978-1-101-20331-6
Gösta H. Liljequist und Konrad Cehak (1979) – Allgemeine Meteorologie, 2. verbesserte und erweiterte Auflage, ISBN 13:978-3-528-13555-3
Hans Häckel (2018) – Wolken und andere Phänomene am Himmel, 1. korrigierter Nachdruck 2021, ISBN 978-3-8186-0264-2
Hans Häckel (2016) - Meteorologie, 8. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, ISBN 978-3-8463-4603-7 (eBook)
Hans Häckel (2007) - Wetter & Klimaphänomene, 2. völlig neu bearbeitete Auflage, ISBN 978-3-8001-5414-2
Karl Gabl (2014) – Bergwetter, Praxiswissen vom Profi zu Wetterbeobachtung und Tourenplanung, PDF-ISBN 978-3-7654-8720-0
Peter Albisser (2017) - Wetterkunde für Wanderer und Bergsteiger, 6. vollständig überarbeitete Auflage, ISBN 978-3-85902-424-3
https://en.wikipedia.org/wiki/Cirrus_cloud
https://de.wikipedia.org/wiki/Cumulus
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