Veilchen-Arten (Viola)
Familie: Veilchengewächse (Violaceae), Gattung: Veilchen (Viola)
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Wohlriechendes Veilchen (Viola odorata), Hügel-Veilchen (Viola collina), Behaartes Veilchen (Viola hirta), Weisses Veilchen (Viola alba), Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana), Hain-Veilchen (Viola riviniana) und Hunds-Veilchen (Viola canina)
Wald Veilchen (Viola reichenbachiana)
Quelle: Jerzy Opioła - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3130450
Die Veilchen (Viola) stellen in Mitteleuropa die einzige heimische Gattung der Veilchengewächse (Violaceae) dar und umfassen ca. 20 Arten. Die häufigsten unter ihnen stelle in diesem Artikel vor.
Blätter: Die hier genannten Arten haben allesamt herz- bis nierenförmige Blätter. Bei den einen Arten sind diese ausschliesslich in einer Grundrosette angeordnet, bzw. bei anderen Vertretern befindet sich diese wechselständig an einem Stängel. Der Blattrand ist meist gekerbt. Am Grund des Blattstiels findet man ausgefranste bis fiederförmige Nebenblätter.
Blatt des Hain-Veilchen (Viola riviniana)
Quelle: John Tann from Sydney, Australia - Dog Violet leaf, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116786951
Nebenblatt des Hügel-Veilchens (Viola collina)
Quelle : Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116806114
Blüten: Sind jeweils einzeln an Blütenstielen angeordnet. Sie sind 5-zählig (5 freie Kron- und Kelchblätter), zygomorph und erinnern im Blütenaufbau etwas an die Lippenblütler (Lamiaceae, sind jedoch nicht mit ihnen verwandt!). Zwei Kronblätter zeigen jeweils nach oben und drei Kronblätter zum Boden hin. Das Mittlere der unteren Kronblätter bildet auf der Unterseite der Blüte einen langen Sporn. Die Staubblätter haben am Ende orange Fortsätze, an denen Nektar abgesondert wird. Zwei dieser Fortsätze sind sehr lange ausgebildet und wachsen in den Sporn hinein. Der oberständige Fruchtknoten besteht aus 3 zusammengewachsenen Fruchtblättern, die von den Staubblättern und deren Fortsätzen umhüllt werden. Lediglich die Narben ragen am Ende daraus heraus. Werden Letztere von bestäubenden Insekten berührt, bewegen sich die Staubblätter auseinander. Wenn diese danach versuchen in den in den nektarreichen Sporn zu gelangen, werden sie intensiv mit Pollen bestäubt. Die Veilchen gehören meist zu den bereits relativ früh blühenden Arten.
Blüte des Wohlriechenden Veilchens (Viola odorata)
Quelle: TeunSpaans - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=93334 (links) und Frank Vincentz - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1855012 (rechts)
Quelle: barbeitet aus Mustafa Orhon - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=119601297
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Frucht: Nach der Befruchtung bildet sich eine 3-teilige Kapselfrucht. Die Samen werden durch einen speziellen Mechanismus mehrere Meter aus der Frucht geschleudert. Oft haben sie auch nahrhafte Anhängsel, die als Nahrung für die Ameisen dienen, welche so die Samen so effizient verbreiten.
3-teilige Kapselfrucht des Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana) links und Samen des Wohlriechenden Veilchens (Viola ordorata) rechts
Quellen: Roger Culos - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116786758 (links) und Cptcv - N080921032b.jpg, Photo taken by Cptcv * http://www.hysope.net, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4836613 (rechts)
Als essbare Wildpflanzen können grundsätzlich alle Veilchenarten verwendet werden, denn diese sind allesamt ungiftig. Gleichzeitig sind sie im Geschmack eher fade. Die Blüten eigen sich deshalb v.a. als essbare Dekoration. Eine Ausnahme stellt das Wohlriechende Veilchen (und das Weisse Veilchen) dar, dessen Blüten (wie es der Name sagt) einen angenehmen süsslichen Duft aufweisen. Aus diesen kann beispielsweise Tee gemacht oder Veilchenblütensirup hergestellt werden. Dazu werden die Blüten für mehrere Tage im Wasser ausgezogen, welchem bereits vorgängig Zucker und Zitronenscheiben dazugegeben wurde. Eine weitere beliebte Anwendung sind kandierte Veilchenblüten. Das Wohlriechende Veilchen wirkt möglicherweise bei Husten leicht auswurffördernd. Die Blätter passen gut in den Salat. Die Wurzeln der Veilchenarten schmecken meist sehr scharf und können zu Erbrechen führen (ein traditionelles Brechmittel).
Merkmale zur Unterscheidung der entsprechenden Veilchenart sind u.a.
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Blätter nur in Grundrosette, wechselständig oder beides?
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Blattform nieren- oder herzförmig?
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Form und Blattrand der Nebenblätter (linealisch, lanzettlich oder eiförmig?)
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Farbe der Kronblätter (dunkelviolett, hellviolett, hellviolettblau oder weiss)
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Farbe und Ausrichtung des Sporns (Farbe wie Kronblätter? heller wie Kronblätter? gerade oder gebogen?)
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Kelchblätter stumpf oder spitz?
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Behaarung der Pflanzenteile
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Wohlreichendes Veilchen (Viola odorata)
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nur Grundrosette, Blattform nierenförmig, lang gestielt, Blattstiel (rückwärts-anliegend) behaart
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Nebenblätter eiförmig, am Ende mit dünnen (bedrüsten) Fransen
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Sprossachse mit (meist sterilen) oberirdischen Ausläufern
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Blüten dunkelviolett, am Grund weiss, aromatischer Duft, Sporn meist gerade, Kelchblätter stumpf, blüht März/April
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In der Mitte des Blütenstiels zwei schuppenförmige Blättchen
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Vorkommen an nährstoffreichen, feuchten Waldrändern, Gebüschen und Auenwälder
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Quellen: zusammengesetzt und bearbeitet aus Majercsik László / LaMa - http://zoldvilaginfo.info, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14671024 (Grundrosette), Gianni Careddu - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47918461 (Blatt), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=87835772 (Nebenblatt), TeunSpaans - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=93334 (Blüte von vorne) und Frank Vincentz - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1855012 (Blüte von der Seite)
Hügel Veilchen (Viola collina)
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nur Grundrosette, Blattform herzförmig, US wollig behaart, Blattstiel (rückwärts-anliegend) behaart
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Nebenblätter lanzettlich, mit vielen behaarten Fransen
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ohne Ausläufer, jedoch oft mehrere Rosetten pro Pflanze
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Blüten hellviolett, Sporn fast weiss und aufwärts gebogen, mit schwachem Duft, Kelchblätter stumpf und behaart, blüht April
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Vorkommen an nährstoffarmen, trockenen und kalkhaltigen Waldrändern, Krautsäumen oder lichten Wäldern
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Quellen: zusammengesetzt und bearbeitet aus Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116805902 (Grundrosette), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116806110 (Blatt), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116806122 (Blüte) und Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116806114 (Nebenblätter)
Behaartes Veilchen (Viola hirta)
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nur Grundrosette, Blattform herzförmig, US behaart, Blattstiel rauhaarig
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Nebenblätter lanzettlich und mit nur wenig (bis keinen) Fransen
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ohne Ausläufer, jedoch pro Pflanze oft mehrere Rosetten
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Blüten hellblauviolett, Sporn aufwärts gebogen, duftlos, Kelchblätter stumpf und kahl, blüht März / April
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Vorkommen an nährstoffarmen, leicht feuchten, kalkhaltigen Krautsäumen, Wiesen oder lichten Wäldern
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Quellen: zusammengesetzt und bearbeitet aus Sylvain Piry - https://www.tela-botanica.org/eflore/consultation/popup.php?module=popup-illustrations&action=fiche&referentiel=bdtfx&id=2122207, CC BY-SA 2.0 fr, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=77353659, Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=88426090 (Nebenblätter) und Jean-Claude Bouzat - https://www.tela-botanica.org/eflore/consultation/popup.php?module=popup-illustrations&action=fiche&referentiel=bdtfx&id=2245675, CC BY-SA 2.0 fr, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=77361953 (Blüte)
Weisses Veilchen (Viola alba)
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nur Grundrosette, Blattform herzförmig, kahl bis leicht behaart, Blattstiel (abstehend) behaart
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Nebenblätter lanzettlich, mit langen-dünnen und behaarten Fransen
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Sprossachse mit oberirdischen Ausläufern (die selbst auch blühen)
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Blüten weiss (bis violett-weiss), aromatischer Duft, Sporn meist gerade, Kelchblätter stumpf, blüht März / April
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Vorkommen in leicht feuchten, kalkhaltigen Krautsäumen und lichten Wäldern
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Quellen: zusammengesetzt und bearbeitet aus Krzysztof Ziarnek, Kenraiz - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=66764597 (Grundrosette), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=67091647 (Nebenblatt) und Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=67091659 (Blüte)
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Wald Veilchen (Viola reichenbachiana)
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Grundrosette und wechselständige Stängelblätter, kahl, eher herzförmig,
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Nebenblätter lanzettlich, mit langen-dünnen Fransen
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Blüten hellviolettblau, Sporn blau, Kelchblätter spitz, blüht April / Mai
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Vorkommen in eher sauren, feuchten Wäldern bis ca. 1500 m ü. M.
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bastardisiert mit dem Hain-Veilchen
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Quellen: zusammengesetzt und bearbeitet aus Jerzy OpioÅ‚a - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3130450 (Gesamtpflanze), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=76601394 (Nebenblatt) und AnRo0002 - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33235637 (Blüte)
Hain-Veilchen (Viola riviana)
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Grundrosette und wechselständige Stängelblätter, kahl, eher nierenförmig
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Nebenblätter lanzettlich, mit Fransen die etwas breiter sind als beim Wald-Veilchen
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Blüten hellviolettblau, Sporn heller, Kelchblätter spitz, blüht April / Mai
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Vorkommen in sauren (kalkarmen), wechselfeuchten Wäldern bis ca. 1500 m ü. M.
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bastardisiert mit dem Wald-Veilchen
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Quellen: zusammengesetzt und bearbeitet aus Krzysztof Golik - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=106136029 (Gesamtpflanze), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=67060479 (Nebenblatt) und AnRo0002 - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31800803 (Blüte)
Gewöhnliches Hunds-Veilchen (Viola canina subsp. canina)
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wechselständige Stängelblätter, ohne Grundrosette, Blätter länglich-herzförmig (1.5-2x so lang wie breit) und fast kahl
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Nebenblätter lanzettlich, asymmetrisch ausgefranst
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Blüten hellviolettblau, Sporn weiss bis grünlich, meist gerade, Kelchblätter spitz, blüht Mai / Juni
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Vorkommen auf nährstoffarmen, sauren, leicht feuchten Wiesen / Krautsäumen
Quellen: zusammengesetzt und bearbeitet aus Salvor Gissurardottir - Own work, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4182359 (Gesamtpflanze), Salvor Gissurardottir - Own work, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4182359 (Blatt) und Joanna Boisse - https://atlas.roslin.pl/plant/8204, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=88650170 (Blüte)​
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​Quellen
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Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. durchgelesene Auflage 2021, ISBN 987-3-8047-4200-0 (E-Book)
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Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
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Globis Wald- und Wiesenkochbuch, Essbare Wildpflanzen erkennen, sammeln und kochen (2015), ISBN 978-3-85703-042-0
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Manuel Larbig (2021) – Mein Wildkräuter-Guide, Von Rauke, Rapunzel und anderen schmackhaften Entdeckungen am Wegesrand, ISBN 978-3-641-26980-7
​
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
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Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.
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