Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae), Gattung: Mehlbeeren/Vogelbeeren (Sorbus)
Quelle: bearbeitet aus Wikipedia (Public Domain)
Blätter: gefiedert, ca. 5-9 Fiederpaare (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)
Fiedern: eilanzettlich, scharf gezähnt, gross, ca. 6-7 Seitennerven
Gattung Sorbus allgemein: wechselständig, gesägt, US behaart, Nebenblätter fallen früh ab
Stamm / Äste: (gelblich-/grünlich-) graue, glatte Rinde, viele längliche Lentizellen
Gattung Sorbus allgemein: verholzt, ohne Dornen/Stacheln
Habitus: Baum bis 15 m Höhe oder Strauch
Blüten: Kronblätter weiss bis grünlich, sehr viele Einzelblüten pro Blütenstand, blüht Mai/Juni (siehe genereller Aufbau von Blüten)
Familie Rosengewächse (Rosaceae) allgemein: radiärsymmetrisch, 5 Kron- und 5 Kelchblätter, viele Staub- und Fruchtblätter
Sippe Kernobstgewächse (Pyrinae) allgemein: Fruchtblätter unterständig
Gattung Sorbus allgemein: in Trugdolden angeordnet, Einzelblüten ohne Aussenkelch, pro Blüte 2-5 Fruchtblätter, pro Fruchtblatt je 2 Samenanlagen
Früchte: orangerot bis rot, kugelig, 0.5 bis 1cm, ab ca. August
Gattung Sorbus allgemein: Apfelfrucht mit ledrigem Endokarp
Vorkommen allgemein: halbschattige, mässig feuchte Standorte
typische Standorte: Lichtungen nach Kahlschlägen, Ruderalflächen, Hecken, Waldränder, Bergwälder, Moorwälder
Giftigkeit: Früchte roh leicht giftig (durch Parasorbinsäure, diese v.a. in den Kernen, wird beim Kochen zerstört)
gefährliche Verwechslungen: in der heimischen Flora keine
Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Sorbit, Vitamin C, in den Früchten Carotinoide
Wirkungen: gekochte Früchte: abführend, harntreibend
Sorbit, welches v.a. in den Früchten vorkommt, liefert mit ca. 10 KJ/g etwa halb so viel Energie wie Haushaltszucker und ist auch für Diabetiker geeignet.
Quellen: Habitus: Eeno11 - Own work, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia); Blätter Oberseite: Michel Langeveld - https://www.inaturalist.org/photos/196735200, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia); Blätter Unterseite: Patrick Hacker - https://www.inaturalist.org/photos/194863328, CC BY 4.0 (Wikipedia); Rinde: Simon A. Eugster - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia); Trugdolde von Seite: Joanna Boisse - https://atlas.roslin.pl/plant/8361, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia); Trugdolde von oben: Borealis55 - Self-photographed, Public Domain (Wikipedia); Früchte: AnRo0002 - Own work, CC0 (Wikipedia)
Die Vogelbeere hat die typischen Eigenschaften einer Pionierpflanze: Sie braucht viel Licht, wächst sehr schnell, hat aber auch ein kurzes Leben («nur» ca. 80 Jahre). Wegen den schönen Früchten und den niedrigen Ansprüchen wird sie auch gern als Zierbaum in Gärten, Parks oder Alleen genutzt. Mit der Schadstoffbelastung in den Städten oder neben vielbefahrenen Strassen kann sie verhältnismassig gut umgehen.
Die Früchte der Vogelbeere (auch "Eberesche" genannt) sind eine beliebte Nahrung für Vögel, deshalb der Name. Sie gilt im Volksmund zu Unrecht als «so giftig, dass man die Hände davonlassen müsste». Die Früchte enthalten zwar tatsächlich die giftige Parasorbinsäure, doch in kleinen Mengen ist auch ein roher Verzehr unproblematisch. Durch die hohe Bitterkeit ist es dabei sehr unwahrscheinlich, dass Mengen eingenommen werden, die zu einer Vergiftung führen würden.
Durch Erhitzen wird die Parasorbinsäure zur unschädlichen Sorbinsäure abgebaut. Zusätzlich kann die Bitterkeit reduziert werden, indem die Früchte mehrere Tage eingefroren werden. Man kann beim Pflücken auch warten, bis ein paar Frostnächte vorüber sind, doch dann sind die Früchte meist schon faul. Eingefroren und gekocht sind vielfältige Rezepte möglich, doch dabei muss beachtet werden, dass ein Teil der Bitterkeit nie ganz verschwindet. Deshalb eignen sich am besten Rezepte mit Süsse/Zucker (z.B. "Druidelperlen", Sirup/Likor", Marmelade, Vogeleier-Mus vermischt mit Apfelmus) oder solche wo von den Vogelbeeren nur kleine Mengen verwendet werden (z.B. ins gekochte Gemüse oder getrocknet ins Müesli)
Verwendung
Blüten: roh als Gewürz, Beigabe oder Tee
Früchte: in kleinen Mengen roh (sehr bitter!), verarbeitet als Mus (mit Apfelmus mischen), Marmelade, Sirup/Likör, gekocht und anschliessend kandiert (mit Birnendicksaft / Agevendicksaft) zu "Druidenperlen", getrocknet und vermahlen als Streckmehl, Fruchtkerne geröstet als Kaffee
für den besten Geschmack (Reduktion Bitterkeit) mehrere Tage in der Tiefkühltruhe lagern.
mögliche Verwechslungen
Speierling (Sorbus domestica) - ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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gehört auch zur Gattung Sorbus (wechselständig, US behaart, Blüten in Trugdolden, Apfelfrüchte,…)
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Blätter gefiedert, Fiedern eilanzettlich
Unterschiede
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Blätter im unteren Drittel nicht gezähnt und mit 12-15 Nervenpaaren
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mit graubrauner, stark schuppiger Borke
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Frucht: grösser (1.5 - 4cm), gelblich bis rot und birnenförmig
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia), Rainer Lippert - Own work, CC0 (Wikipedia) und Octopus - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)
Quellen
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6
Otmar Diez (2019) – Unsere essbarem Bäume und Sträucher, 81 Arten sicher bestimmen, Achtsam sammeln, einfach zubereiten, ISBN 978-440-16465-5
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.